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[ Band 6 Brief 189: Caroline an Humboldt Rom, 24. März 1819 ]
ab. Wir sage ich, ich meine die Herz, Professor Bekker *) und Brandis **) in einem, und ich mit meinen Kindern in meinem Wagen. Bis Florenz reisen wir über Perugia so zusammen, nach- her wollen wir weiter sehen. Für mich hat dieses Zusammensein mit so guten und gefälligen Menschen einen großen Vorteil und überhebt mich mancher Sorge. Die Herz zediert mir nachher in Deutschland ihren Bedienten ganz, auch wenn wir nicht mehr zu- sammenbleiben. Dieser Bediente ist ein äußerst brauchbares Sub- jekt, den die Herz nun seit achtzehn Monaten kennt und der vor- trefflich kocht und vielleicht künftig eine gute Akquisition in unserem Hausstande für uns ist. Er ist ein Franzose, allein seit vielen Jahren in Berlin, wo er auch verheiratet ist, etabliert. Die Herz hat keine andere Ursache, ihn von sich zu lassen, als weil er ihr zu teuer ist, eine Depense, die sie zu ihrer Reise machen mußte, allein die für ihre gewöhnliche Existenz in Berlin ihr zu kostspielig sein würde, denn hier und auf der Herreise trug ihre Begleiterin, Mademoiselle Klein, die aber nun hier zurückbleibt, die Hälfte der Kosten. Ich habe, geliebtes Herz, vorgestern Deinen Brief vom 1. März empfangen. Er ist ungewöhnlich lang unterwegs gewesen, doch trug er keine Spur von Geöffnetsein. Das Siegel war rein und glänzend und dünn aufgetragen in Siegellack. Wenn die Briefe geöffnet gewesen sind, sind die Siegel immer trüb und dick. Deine Antworten finde ich vortrefflich, und ich wünsche, daß die zweite gezeigt werde. Von Berlin haben wir gar keine Briefe gehabt. Das hast Du sehr hübsch eingerichtet, daß der, der Dir zuerst schrieb, den ersten Brief von Dir mit Deiner Annahme bekomme. ——— *) Immanuel Bekker, geb. 1785, † 1871, Philolog. **) Christian August Brandis, geb. 1790, † 1867, Philolog und Philo- soph, war 1816 mit Niebuhr als Gesandtschaftssekretär nach Rom gegangen, arbeitete mit Bekker an der kritischen Gesamtausgabe der Werke des Ari- stoteles. 509