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[ Band 6 Brief 184: Humboldt an Caroline Frankfurt, 26. Februar 1819 ]
184. Humboldt an Caroline Frankfurt, 26. Februar 1819 Nun fängst Du auch an, mir die Hände zu küssen. Das ist wirklich göttlich! Ich bleibe aber doch dabei, daß das Händeküssen nicht bloß eine Sache der Zärtlichkeit, son- dern immer zugleich das Anerkennen des Höheren ist, darum paßt es nur von Mann zur Frau, weil wirklich Frauen immer etwas Geheimnisvolles, Hohes in sich tragen, was man ehrt und anbetet, ohne es recht zu begreifen, und ohne, daß es sich je begreifen läßt und auch ihnen selbst nicht klar ist. Ich habe auch gewiß tausend- mal öfter Deine lieben Hände geküßt und werde es noch tun, wenn die süße Zeit zurückkehrt, als Du meine, ob sie gleich weiß wie Schnee und wieder viel hübscher als in London sind. Das kommt aber auch daher, weil Du zwar ein unendlich liebes, gutes, sanftes, nachsichtsvolles Wesen bist, aber ich viel zärtlicher. Ich gehe nie aus der Stube, ohne erst Dir den rechten und dann den linken Arm zu küssen, dann den Mund, und dann mache ich noch in der Tür, indem ich mich umdrehe, ein tiefes Kompliment, daß der Puder herunterfällt. Wenn die liebe Zeit nur erst wieder da wäre! Ich sehe noch Gabrielens Gesicht, wie sie die Augen zu- sammenzieht und die Stirn runzelt, wenn der Puderregen herunter- kommt, und wie sie sagt: oh, lieber Vater! Erinnere sie nur daran. Das Schicksal ist denn entschieden. Ich habe auf meine lange Vorstellung eine Kabinettsordre von sechs Zeilen bekommen, sehr we- nig höflich, ich möge annehmen oder nicht annehmen, ich müsse mich aber, wenn ich im Dienst bleiben wolle, gleich und unbedingt erklären. Hierauf bin ich entschlossen, anzunehmen, und die Sache ist geen- digt. Da ich Dir so in zwei Worten das kurze Resultat gesagt habe, an dem Du sehr viel Anteil hast, will ich Dir alles der Ordnung nach erzählen. Am Abend vor Deinem Geburtstag kam der Kurier an. Die Kabinettsordre vom 17. lautet so: 492