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[ Band 6 Brief 181: Humboldt an Caroline Frankfurt, 19. Februar 1819 ]
Wörterbuch studieren sollen. Tatest Du das nicht, so war es besser, weniges recht oft hintereinander vorzunehmen. Wenn ich es mir als möglich denken könnte, alles Griechische zu vergessen, was wirk- lich das größte meine Person betreffende Unglück wäre, das ich mir denken könnte, da ich, wenn ich auch manchmal in Jahren kein griechisches Buch als flüchtig in die Hand nehme, doch eigentlich inner- lich nur darin lebe und in allen Augenblicken des Lebens Erinne- rungen daraus an die Gegenwart anknüpfe, so würde es mir doch immer sehr reizend, ja unentbehrlich erscheinen, einige Stellen aus Homer, Hesiodus und Pindar noch verstehen zu können und im Ge- dächtnis zu behalten. 182. Humboldt an Caroline Frankfurt, 22. Februar 1819 Es ist mir sehr fatal, daß der Kurier, der mir höchstwahr- scheinlich eine entscheidende Antwort von Berlin bringt, erst morgen früh ankommt, und ich sie Dir, liebe Li, erst mit meinem nächsten Brief mitteilen kann. Indes kommt sie an Deinem Geburtstag, und das ist ein günstiges Zeichen. Es ist ja der Tag, der mir alles Glück des Lebens gebracht hat. Mögest Du mit diesem Jahre ein gesünderes, schmerzenloseres, weniger gestörtes Leben beginnen, innigst geliebte Seele. Ich schmeichle mir oft mit der süßen Hoffnung. Meine und der Kinder Sorgfalt wird jeden Augenblick um Dich beschäftigt sein, Deine Ruhe, Dein Glück, Dein ungestörter Genuß an allem, was Dir lieb ist und Du gern hast, ist nicht bloß Bedingung meines Glücks, sondern, wie ich es mit tiefer Wahrheit aussprechen kann, der eigentliche Zweck meines Lebens. Seit ich die Gewißheit hatte, Dich zu besitzen, ist dies nicht bloß in dem Verstande so gewesen wie es immer ist, wenn man sich tief und innig liebt, sondern in 488