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[ Band 6 Brief 178: Humboldt an Caroline Frankfurt, 12. Februar 1819 ]
das Gerücht verbreitet, daß Ich den Dienst verlassen wollte, und der Staatskanzler hat mir, gegen den klaren Inhalt meiner Briefe, darüber bestimmte Vorwürfe gemacht. Ich habe gebeten, mich im Staatsrat, zu dem ich E. M. Bestimmung nach gehörte, zu lassen. Es ist mir zu erkennen gegeben worden, daß ich, wenn ich bloß im Staatsrat wäre, selbst wider meinen Willen, ein Werk- zeug einer Partei werden würde. Ich glaube jetzt, daß es im Staatsrat eine Partei gibt, aber ich konnte unmöglich den Vor- wurf ertragen, daß ich mich würde als ein Werkzeug gebrauchen lassen. Ich bin mir bewußt, ohne alle Persönlichkeit immer redlich und ernstlich nach meiner Überzeugung, und nur nach der meinigen, gehandelt zu haben. Das Wort, welches E. M. Kabinetts- schreiben hierüber enthält, würde, wenn ich es dahin deuten müßte, mir auf das tiefste schmerzlich sein, obgleich mir dieser Wink, da es meine Pflicht ist, E. M. unbedingt zu gehorchen, immer genügen würde, auf mein ehemaliges Gesuch Verzicht zu leisten. Da ich jetzt hierher gesandt wurde, durfte ich mir mit der Hoffnung schmeicheln, daß meine Wiederanstellung, wenn E. M. die- selbe zu befehlen geruhten, würde nach Beendigung meines Ge- schäfts in Berlin beschlossen und mir erlaubt werden, E. M. meine eigene Meinung darüber vorzutragen. Ich hatte aber schon von London dem Staatskanzler bestimmt erklärt, daß ich per- sönlich auf die Beendigung der hiesigen Geschäfte nicht den min- desten Wert setzte, wenn sie mich an einer Geschäftstätigkeit in Berlin hinderte. Als daher E. M. Ernennung unerwartet an mich erging, hätte ich hoffen dürfen, daß der Staatskanzler Ihnen zugleich vorgeschlagen hätte, mir sogleich zu erlauben, selbst nach Berlin zu kommen. Ich übergehe mich jetzt mit Vertrauen der gerechten Entscheidung E. M., ob mir in der Verlegen- heit, weder meinen neuen Posten, ohne Bekanntschaft mit den genaueren Verhältnissen, annehmen zu können, noch von hier weg- 471