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[   Band 6 Brief 177:    Caroline an Humboldt     Rom, 11. Februar 1819   ]


wenn man nicht die Absicht hat, ihn unwichtig zu machen. Ich bin
durchaus Deiner Meinung, diesmal ganz ungeteilt in der Art, wie
Du es ansiehst. Nur so, wie Du es meinst, kannst Du es an-
nehmen, und Gott gebe dann seinen Segen dazu. Der aber fehlt
nie, wenn das Wollen rein ist. Der Mensch kann darin unter-
gehen, aber das Gute, was er gewollt hat, lebt und wirkt fort,
und daß der Gedanke ewig ist und Geister belebt, wie die
Flamme erweckt, ist an sich schon Bürge unserer Unsterblichkeit
und ewig weiter sich entwickelnden Bestimmung. Ich sage mit
Stein, Gott gebe Dir Kraft, Mut und frommen Sinn, er hat sie
Dir schon gegeben, da er Dir einen so reinen und ruhigen Blick
über die Höhen und Tiefen der Menschheit gegeben hat, und der
unmittelbare Beistand von oben kann dem nicht fehlen, der wahr
in sich, fromm gesinnt ist, weil er demütig ist. Denn nur die Eitel-
keit macht den Menschen unwahr, unklar über sich und die Ver-
hältnisse. Ich bin unbeschreiblich gerührt und ergriffen von der
Sehnsucht, die Du nach mir aussprichst, teuerstes, geliebtestes
Wesen, wie so gern wäre ich bei Dir! Ich werde auch alles tun,
es so bald wie möglich zu sein. . . .
Ich umarme Dich von ganzer Seele. Die Freundin aus
Berlin schreibt, man könnte sich von dem Jubel der Besten keine
Vorstellung machen. Ich eile, dieses zur Post zu senden. Adieu!


178. Humboldt an Caroline                  Frankfurt, 12. Februar 1819

Ich habe Dir neulich, liebe Li, meine Antwort an den König
versprochen. Sie ist freilich lang, allein ich denke doch,
daß es Dir angenehm ist, sie ganz zu kennen. Sie ist
vom 9. Ich lasse alle Höflichkeitsanreden aus:

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