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[ Band 6 Brief 176: Humboldt an Caroline Frankfurt, 8. Februar 1819 ]
nach erfolgter Übernahme des Ihnen anvertrauten Geschäftskreises nötig, mir Vorschläge zur Sicherung und Erhöhung Ihrer Wirk- samkeit zu machen, so ist Ihnen solches unbenommen, und Ihre zum Besten der Sache dienenden Vorschläge werden von mir nicht unberücksichtigt bleiben. Dies ist der ordnungsmäßige Gang, und ich erwarte, daß Sie mein Vertrauen ehren und mir ungesäumt die Anzeige machen werden, daß Sie Ihre von mir übertragene Stelle zu übernehmen bereit sind. Übrigens steht in meinem Ka- binettsschreiben vom 11. d. M. kein Wort davon, daß Sie das Organ des Staatsministeriums sein sollen, durch welches die Vor- schläge zu der beabsichtigten ständischen Verfassung an mich ge- langen sollen. Ich habe die Grundlagen derselben teils schon früher bestimmt, teils werde ich sie noch selbst bestimmen, so wie die Art und Weise, wie sie vor der Festsetzung sorgfältig geprüft und er- wogen werden soll. Hiernach haben Sie das Weitere von mir zu erwarten.« Meine Antwort kann ich Dir heute nicht mitteilen, da sie noch nicht fertig ist. Zur Erklärung des Endes der Kabinettsordre muß ich Dir einen auch sonst merkwürdigen Brief *) mitteilen, den ich gestern früh durch August erhielt. Er ist vom 2. »Ihre offizielle Antwort (er muß sie also gelesen haben, ich habe sie ihm nicht geschickt) war auch eine auf mein Schreiben, da sie die Besorgnisse beseitigte, welche ich Ihnen in demselben auszudrücken für notwendig hielt. Sie haben Sich jetzt so gestellt, daß Ihnen, nachdem Sie die Lage der Dinge hier selbst werden prüfen können, noch jeder Entschluß offen ist, und das war für den Augenblick das Beste. Daß Sie unter den angeführten Umständen Ihr Geschäft in Frankfurt fortführen müssen, fühle ich, ohne daß dadurch mein Wunsch, Sie sobald als möglich hier zu sehen, schwächer geworden wäre. Unsere Lage hat sich, seitdem ich sie ——— *) von Witzleben. 466