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[ Band 6 Brief 176: Humboldt an Caroline Frankfurt, 8. Februar 1819 ]
Was mir allein leid und sehr leid tun würde, wäre, wenn dadurch eine dauernde Mißstimmung zwischen dem Könige und mir ent- stände. Ich denke es aber nicht, da ich besonders mich auf die Unbilligkeit beziehen werde, mich mit Fleiß und künstlich hier fest- zuhalten, indem man mich zwingen will, meine Meinung abzugeben. Der Staatskanzler schreibt mir dabei keine Zeile, und der Bruch mit ihm ist also nunmehr vollendet. Er hat sogar die Ka- binettsordre im Kabinett schreiben und von dort ausgehen lassen. Sie ist vom 31. Januar und lautet wörtlich also: »Auf Ihre Anzeige vom 24. d. M. eröffne ich Ihnen, daß mir Ihre ausweichende Äußerung wegen dem Übernehmen der Ihnen übertragenen Stelle im Ministerium sehr unvorbereitet ge- wesen ist. Ich finde Ihr Verlangen, Ihre Erklärung erst hier ab- geben zu dürfen, durchaus unzulässig, und Ihre dafür angeführten Gründe ganz unzureichend. Sie hatten gewünscht, England wegen Ihrer Familienverhältnisse zu verlassen, jedoch erklärt, daß Ihre Absicht nicht sei, in Untätigkeit zu bleiben, vielmehr wollten Sie Ihre Stelle im Staatsrat beibehalten, also Ihren Wirkungskreis in inneren Angelegenheiten suchen. Ich erfülle Ihren Wunsch, finde aber jenen Wirkungskreis weder hinreichend noch angemessen, daher weise ich Ihnen neben diesem noch eine der ersten Stellen in der Verwaltung, im Staatsministerio an. Es läßt sich gar nicht ab- sehen, wie Sie bei Ihren Talenten und Erfahrungen, und nachdem Sie so lange und so verschiedenartige Geschäfte, sowohl innere als auswärtige rühmlich bearbeitet, (Du mußt gestehen, süße Li, daß kein Mensch mit seinem angeblichen Talent so geplagt wird als ich) jetzt einer vorherigen Selbstprüfung bedürfen könnten, bevor Sie die Ihnen zugedachte Stelle annehmen. Noch weit weniger läßt sich begreifen, welche Ansichten Sie erst hier in Berlin über Ihre Stellung, Verhältnisse und Geschäftsführung gewinnen, und wie Sie zu solchen gelangen wollen, ohne sie anzutreten. Finden Sie 465