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[   Band 6 Brief 168:    Humboldt an Caroline    Frankfurt, 15. Januar 1819   ]


nicht hergeben. Der Grund, die Personenentfernung, könne diese
Meinung nicht zerstören; die Lage der Sachen habe sich wirklich
verändert, die Verwaltung sei (merkwürdige, aber so nicht ganz
verständliche Worte) an andere übergegangen. Es sei allerdings
die Frage, ob nicht mehr habe geschehen können, allein ich kennte
die Welt und die Wirkung persönlicher Rücksichten. Schließlich
gibt er mir den Rat, daß es unter allen Umständen gut sein würde,
wenn ich, bevor ich eine bestimmte Entscheidung gäbe, selbst nach
Berlin käme. Der Brief ist vom 10. Am 8. mußte man in der
Stadt nichts wissen. Ich habe von diesem Tage einen Brief von August.
Das Wunderbarste an dieser Erscheinung war und ist mir
noch der Brief selbst. Ich habe den Mann, den ich übrigens sehr
achte, nur zweimal in meinem Leben gesprochen; hat er aus eigenem
Antrieb geschrieben, so ist es ein höchst erfreulicher Beweis nicht
bloß von seinem persönlichen, sondern von allgemeinem Vertrauen
der Besseren. Allein über solche Sache schreibt einer nicht leicht
allein und von selbst, und schickt noch weniger Estafetten, also ist
der Brief wohl auf Veranlassung, wenigstens mit Vorwissen und
Erlaubnis desjenigen *) geschrieben, bei dem der Schreibende unmittel-
bar in Geschäftstätigkeit ist. Denn für ein Organ des — — — **) halte
ich ihn nicht. Die Sache selbst ist offenbar Besorgung der Einrichtung
ständischer Verfassung. Da man glaubt, daß ich in Absicht dieser
Sache die öffentliche Meinung von ganz Deutschland für mich habe,
so meint man vermutlich, durch die Übertragung des Geschäfts an
mich, eine Bürgschaft des Ernstes zu geben. Vielleicht hat man
gar keine Verwaltung mit dem Anerbieten verknüpft, das glaube
ich aber nicht. Ich denke mir eher einen Mischmasch, wie er des
— — — würdig ist, irgendeine mir schon einmal angetragene Teilung
und Zerstückelung des Ministeriums des Inneren.

———
*) Des Königs.
**) Staatskanzlers.

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