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[ Band 6 Brief 168: Humboldt an Caroline Frankfurt, 15. Januar 1819 ]
Geschichte ausdrücklich zurückrief, nachdem er alle anderen wegge- schickt hatte. Nun derjenige *), der jetzt dessen Stelle hat und Dir gewiß dem Namen nach bekannt ist, ist der, der mir schrieb und die Estafette schickte. Der Brief selbst lautet ungefähr so: Wenn es keinem gleichgültig sein könne, in welche Hände die Führung des von Stürmen der Zeit hart bedrängten Staatsschiffs gelegt werde, so werde es mir verzeihlich scheinen, daß er mir seine innige Teilnahme wegen der mir angebotenen Bestimmung ausdrücke. (Dies deutet also auf ein Anerbieten, welches mir gemacht werden wird, bis heute habe ich keine Zeile.) Die Veranlassung seines Schreibens sei folgende: Verschiedene Verhältnisse erlaubten nicht, meinen Eintritt ins Ministerium an den Austritt von Personen zu knüpfen, dessen Notwendigkeit ich immer behauptet hätte. Daraus erzeuge sich die Besorgnis, ich möchte diese Ministerialveränderung als die conditio sine qua non betrachten und die mir angebotene Bestimmung ablehnen. Dies würde ein großes Unglück sein. Der mir zugedachte Geschäftskreis sei, ohne Widerrede, in der jetzigen Zeit der wichtigste Teil der Verwaltung; daß ein Mann wie ich seinen Einfluß auf alle übrigen Branchen weder beschränken könne noch werde, sei natürlich. Meine abschlägige Antwort müsse, sie möge spät oder früh erfolgen, absichtlich oder zufällig ins Publikum kommen, die unglückliche Meinung hervorbringen und verstärken, der Zustand der Administration sei rettungslos, weil ein Mann von meinem Geist sich der Leitung nicht unterziehen wolle, oder die Regierung meine es mit ihren Absichten nicht ehrlich; dazu, solche Gerüchte und Meinungen zu veranlassen, werde ich mich ——— *) Obgleich der Name nie genannt wird und auch der Brief nicht mehr vorhanden ist, kann der Schreiber des Briefes nur der damalige Chef des Militärkabinetts und Generaladjutant des Königs sein: Job von Witzleben, geb. 1783, † 1837. 433