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[ Band 6 Brief 168: Humboldt an Caroline Frankfurt, 15. Januar 1819 ]
Ich sehe aus den Zeitungen, daß man das Ordensfest auf den 24. vom 18. verlegt hat. Dies ist wohl nicht ohne Ursache ge- schehen, obgleich es ein bloßer, aber sehr hübscher Einfall des Königs sein könnte, weil es der Geburtstag Friedrichs II. ist. Hat es aber eine andere Ursache, so ist es wohl nur die, sechs Tage mehr zur Ankündigung der neuen Veränderungen zu gewinnen. Vielleicht bekomme ich also nichts als nach dieser Epoche. Wenn nur nicht zu dieser auch das Neujahrsgeschenk erscheint! Es ist wirklich schrecklich, daß man, solange der — — — herrscht, bei allem Neuen nur immer zittern kann. Über meinen Entschluß habe ich bis jetzt nur einen gefaßt, den ich aus dem Briefe selbst gewonnen, der aber auch so immer der meinige gewesen wäre, nämlich schriftlich gar keine entscheidende Antwort abzugeben, sondern dies erst in Berlin zu tun. Ich werde sehen, was man mir über mein Hinkommen schreiben wird. Daß, wie es nunmehr gewiß scheint, die beiden *) bleiben, ist unangenehm und schädlich. Allein ich glaube nicht, daß ich in die Verlegenheit kommen werde, doch gerade auf diesem Austritt zu bestehen. Es gibt wichtigere Bedingungen und vielleicht schwerere durchzusetzen. Ich muß den gewöhnlichen Vortrag beim König haben, und es muß für mich wenigstens aufhören, daß der Staats- kanzler Verfügungen suspendieren und selbst machen kann. Ferner muß ich alle wesentlichen Teile des Ministeriums des Innern in mich vereinigen, ich kann nicht bloß wie ein Professor über stän- dische Verfassungen dastehen, eine solche Sache muß aus dem Leben hervorgehen, und man muß, um sie zu handhaben, also auch ins Leben eingreifen. Habe ich aber einen Teil, so muß ich auch alles haben, was mit dem Teile zusammenhängt. Damit aber ist der jetzige Minister des Inneren so gestürzt, daß ich nicht einmal weiß, wie man ihm den Namen lassen will. So sehe ich es an, ——— *) Bülow und Schuckmann. 435