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[   Band 6 Brief 166:    Humboldt an Caroline    Frankfurt, 7. Januar 1819   ]


tümlicheren Sinne, den er vielleicht überhaupt nicht einmal ganz
faßt, weil er wohl in seiner Häuslichkeit nie ein so tiefes Verhältnis
gehabt hat. Recht, daß Deine Gegenwart mir im eigentlichsten
und stärksten Sinne des Worts nötig und unentbehrlich ist, unent-
behrlich wie der beste Teil des eigenen inneren Lebens, so daß das
Dasein selbst in dieser schmerzlichen Trennung nur halb ist. Er
wünscht sehr Dich zu sehen, und da er glaubt, Du würdest gegen
den Sommer hierher kommen, wenn ich dann noch hier wäre, so
äußerte er neulich, daß er das sehr wünschte, obgleich er mich in
anderer Rücksicht lieber in Berlin hätte.
Daß ich bis zum Frühjahr hier bleiben könnte, ist jetzt gar
im Geringsten nicht glaublich, und mir wäre es sehr widrig. Ich
glaube vielmehr, daß ich vor dem 15. des nächsten Monats gewiß
wegkomme. Auch Wessenberg *) drängt sehr, weil er zu seinem
Kaiser gehen soll, und dieser am 10. Februar Wien zur Reise nach
Italien verläßt.
Eben, da ich dies schreibe, tritt Anstett **) zu mir in die Stube.
Er hat Nachrichten bekommen, es könnte wohl länger währen. Der
Bayrische Gesandte, ein gewisser Pfeffel, der, wie ich, noch Bay-
rischer Gesandter in London ist, kommt erst in 10 Tagen hier an.
Es ist unbegreiflich, wie man die Sachen treibt. Mir ist dieser
Aufenthalt sehr fatal, und sowie er von dieser Seite herkommt,
für die ich eigentlich hergeschickt bin, ist es sehr schwer, etwas da-
gegen zu tun, besonders, da der Aufenthalt von der Art sein wird,
daß es immer von Woche zu Woche heißen wird, daß es zu
Ende geht.
Das Verlangen abgerechnet, das ich habe, in Berlin zu sein,
meine Lage entschieden zu sehn und wirken zu können, befinde ich

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*) Johann Philipp Freiherr v. Wessenberg-Ampringen, geb. 1773,
 † 1858, österreichischer Staatsmann.
**) Vgl. S. 281.

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