< zurück Inhalt vor >
[ Band 6 Brief 162: Humboldt an Caroline Frankfurt, 28. Dezember 1818 ]
ich, und zur Zeit, wo noch die Stellen nicht besetzt waren, erklärt habe, in das von ihm geschaffene Ministerium nicht gehen zu wollen. Daß dies so bekannt ist, macht ja eben den Grund seiner Unruhe und seiner Furcht vor meiner Teilnahme am Staatsrat aus. Aber dies ist allerdings nur Trennung in Geschäften. Im Privatleben habe ich mich in Aachen nicht von ihm getrennt. Jedermann aber sah auch, daß dies nur eine Folge seines Be- mühens war, und dann, verzeihe mir, aber eine solche Trennung von einem Mann, der doch in wichtiger Zeit Verdienst gehabt hat, mit dem man in vielen und merkwürdigen Lagen zusammen gewesen ist, der übrigens nicht aus Feindschaft, sondern nur aus Schwäche und Kleinlichkeit gegen mich handelt, könnte ich nie selbst billigen, sie widersteht mir innerlich. Ich habe nicht den mindesten Groll, nicht die mindeste Bitterkeit, ich finde mich nicht gekränkt. Ich bedaure den Staat und ihn, ich habe ihm ohne die mindeste Scho- nung gesagt, wie ich denke, und da er einmal mir vorwarf, daß ich durch meine Erklärung mich selbst ausgeschlossen habe, habe ich mit den eigenen Worten gesagt: Ich mußte so handeln, aber Sie haben gefehlt usf. Daß er innerlich schuld ist, daß er aus un- reinen Motiven gegen mich gehandelt hat, weiß jeder, das glaube mir. Allein sonst kann er äußerlich sich wohl verteidigen. Er kann sagen, daß er andere Meinung von den Menschen und Sachen hat als ich, daß er mich für sehr fähig hält, aber nur, wenn ich dienen will, indem ich mich gewissen Bedingungen unterwerfe, sonst nicht; daß er mir unter solchen alles angeboten, und ich aus- geschlagen habe. Dann müssen wir auch nicht ungerecht sein. Er allein hat nicht, vielleicht am wenigsten gegen mich gehandelt. Die Sache kommt zugleich von anderen innerhalb, und von manchen draußen her. Er ist nicht der einzige, der mich unbequem gehalten hat. Er hätte die Sache mit Energie halten können, allein das ist doch wenigstens ein Vorwurf anderer Natur. Dienen will ich, 421