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[ Band 6 Brief 161: Humboldt an Caroline Frankfurt, 24. Dezember 1818 ]
Aber ich will das halten, wie es ist. Es ist wahr, wäre ein an- derer in dem, worin ich dazu tauge, nur ungefähr gleich gut, und im Übrigen, was leicht ist, da es mir an Landeskenntnis fehlt, und ich auch dies Fach nie eigentlich studiert habe, besser wie ich, so würde ich ihm die Stelle lieber gönnen und für mich lieber im Staatsrat bleiben. Denn eigentlich tauge ich doch nur halb zum Ministerium des Inneren und unendlich mehr zum Staatsrat. Wollte ich aber jetzt z. B. dies Ministerium eigentlich fordern, so ist erstlich der Scythe *) noch da, es ist also eine gehässige und unbescheidene Sache. Der würde nun gleich eine Teilung vor- schlagen, erste Halbheit, ferner müßte ich dabei doch notwendig auf unmittelbaren Vortrag beim König bestehen, das würde man aber auch nicht ganz tun, obgleich jetzt vielleicht auch nicht ganz abschlagen, was die zweite Halbheit wäre. Bedenke nur, teure Seele, daß, um wirklich zu helfen, ich nicht ins Ministerium laufen muß, wie der neulich getan hat, unbesonnen und ohne seine Stellung zu kennen, sondern auf feste Bedingungen, ich muß wissen, wozu, mit wem, und wie ich arbeiten soll. Allein, um Bedingungen zu machen, muß man abwarten, daß man einen Vorschlag empfängt. Wer fordert, kann es eigentlich nie. Er erschwert seine Schritte und tritt sich selbst in den Weg, man sagt ihm gleich, mit diesen Bedingungen geht es nicht und wirft nun ebenso gut den Tadel auf ihn. Mein jetziger Weg ist sicher. Ich schlage alles aus, außer wenn man mir dies Ministerium anträgt. Geschieht das, so mache ich meine Bedingungen. Trägt man mir das nicht an, so komme ich nach Berlin, bin nichts, bin aber im Staatsrat. Ich bin dann ein schweigender Vorwurf für den, von dem wir reden, und er kann sich gegen diesen Vorwurf nur rechtfertigen, wenn er so gut verwaltet, daß man sieht, daß es ohne mich geht. Nun, diese Rache will ich ruhig abwarten und mir gern gefallen lassen. ——— *) Schuckmann. 419