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[ Band 6 Brief 158: Caroline an Humboldt Rom, 16. Dezember 1818 ]
stand, aber nicht an dem. Ich halte ihn aber eines edlen Ent- schlusses über sich selbst mit der Aufopferung, die ein Mißgriff immer nach sich zieht, fähig. Er tut mir eigentlich recht leid. 159. Humboldt an Caroline Frankfurt, 18. Dezember 1818 Beyme, ich glaube, ich sprach Dir nicht von ihm, war einige Tage in Aachen. Da seine Natur der meinigen nie zu- gesagt hat, so habe ich nicht über mich und die Dinge mit ihm gesprochen. Aber er hat viel getan, um sich mir zu nähern, und mich sehr getrieben, ja bald nach Berlin zu kommen. Wenn es von Herzen kam, war es nur, weil er auch nicht zufrieden ist und auch rühren möchte. Ich dagegen lebe sehr ruhig hier und fast nach gewohnter Weise und rühre mich recht wenig. Ich habe dies- mal keine eigene Wohnung genommen, es wird nicht so lange dauern. Ich wohne nun im Schwan . . . Ich glaube, ich komme nach Italien und hole Dich ab. Es ist mir, als sähe ich Dich früher, wenn ich zu Dir komme, als wenn ich Dich erwarte. Zum Teil mag es wahr sein, und dann täuscht es auch die Ungeduld in der Phantasie, und in der lebt man doch eigentlich immer und allein. Von mir ist das buchstäb- lich wahr, obgleich gewiß keinem so wenig von der Wirklichkeit ver- loren geht als mir. Aber es gibt eine Art, die Wirklichkeit zu nehmen, wie sie immer mehr in sich trägt als die Zeit und die Schranke des Daseins faßt. Mit der Kunst ist das offenbar. Aber im Leben braucht es nicht anders zu sein. Es ist alles erst das, was es ist, und dann ist es außerdem noch Symbol dessen, was es wohl auch in seinem tiefen inneren Wesen, im Zusammenhange mit allem 409