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[ Band 6 Brief 156: Caroline an Humboldt Rom, 5. Dezember 1818 ]
Deine Unterredung mit dem König hat mich sehr gefreut. Was mich frappiert, ist, daß Du gar keine Besorgnis zu haben scheinst, daß man Dich in Frankfurt länger und mit Fleiß auf- halte. Ich gestehe, daß ich darüber doch mancherlei Gedanken habe. In die Idee des Grafen Bernstorff gehe ich ein, denn ich denke immer, einen festen Fuß mußt Du durchaus fassen, um dem Staat wirklich nützen zu können, um sehr viele, die jetzt kläffen und bellen, zum Schweigen zu bringen. Wer mit Teil an dem Regieren der Erde nehmen will, der muß sie berühren. Ich bin auch für den Minister des Inneren portiert, wie Dir mein letzter Brief schon wird gesagt haben. Wenn Du es aber willst, so mußt Du es mit dem Staatskanzler sehr ernstlich nehmen. Was Du mir schreibst, zeigt mir recht, wie alles nur Dunst ist, den er Dir und vielleicht für Augenblicke sich selbst vormachen will. Mit dem Minister der Rheinprovinzen hat er sich gegen Dich eine arge Blöße gegeben. Friedrich Schlegel schreibt seiner Frau hierher sehr bitter über den, der jetzt alles vermag, wie es scheint, und mit dem Du über mich gesprochen hast [Koreff]. Er nennt ihn den ersten Palliazzo der preußischen Monarchie. Der hat überhaupt eine große Bitterkeit im Leibe. Die Versammlung *), zu der er in untergeordneten Ver- hältnissen vor kurzem gehörte, nennt er eine schlechte Hundekomödie. 157. Caroline an Humboldt Rom, 9. Dezember 1818 Dein lieber Brief vom 17. November ist mein letzter. Also Jordan ist Gesandter in Dresden. Die andere Nachricht, die Du mir in demselben Brief gibst, vom Niederlegen des Ministeriums des Bewußten **), hat mich mehr frappiert, denn ——— *) Österreichische Bundestagsgesandtschaft in Frankfurt. **) Wittgenstein. 404