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[ Band 6 Brief 154: Humboldt an Caroline Aachen, 1. Dezember 1818 ]
bloß im Staatsrat sei, wo ich keine Besoldung haben könne, werde es sehr übel auf die öffentliche Meinung wirken. Man werde immer sagen, warum einer wie ich nicht eine wirkliche Stelle habe? Ich erwiderte ihm darauf, daß man dem nie entgehen würde, die öffentliche Meinung sei gewiß, daß ich eigentlich und recht nur für das auswärtige Departement und den Staatsrat tauge, bei jeder anderen Bestimmung werde sie also fragen: Warum schiebt man ihn dahin, wo es nicht seines Faches ist? Auf die Besoldung kam er wohl dreimal zurück, und ich sah, daß ihn dieser Punkt am meisten beunruhigte. Er sagte einmal sogar, wenn ich ohne Be- soldung im Staatsrat sei, habe ich eine zu unabhängige Stellung vor den Augen der Leute und gegen das Ministerium. So ging unsere Unterredung auseinander. Ich kann nicht leugnen, daß er mir gewissermaßen leid getan hat. Er fühlt den hilflosen Zustand und hat nicht den Mut, ihm abzuhelfen. Du kannst denken, daß in der Unterredung eine Menge von Dingen vorgekommen sind, die man nicht gut wiederholen kann. Ich habe nichts verschwiegen, was es gerade gut war, zu sagen. Bartholdy ist außer dem Generalkonsulat, das ihm die Frei- heit gibt, wo er will, in Italien zu wohnen, Chargé d’affaires in Florenz geworden. Der Neue hat keinen Teil daran, man hat es ihm nicht einmal gesagt, er hat es nur durch mich erfahren, und war sehr entrüstet darüber. Merkwürdig ist mir gewesen, daß der hier Erste nur sehr mäßige Ideen von der Kraft und dem Talent des Neuen hat. Der Kleine *), den Du in Wien kennen lerntest, ist jetzt der einzige Ver- traute, aber der Vertraute über alles, nun kannst Du den Zu- sammenhang mit Bartholdy leicht begreifen. Von Bernstorffs Brief brauchst Du mit recht das Wort un- befangen. Im Grunde kommt es dem ganzen Menschen zu. Der ——— *) Koreff. 399