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[   Band 6 Brief 150:    Humboldt an Caroline    Aachen, 24. November 1818   ]


sehe die Sachen, wie sie sind, und sie wirken auf mich nicht anders
als sie sind. Dessen kann jeder, wie er sein mag, auch mit mir
gewiß sein.


151. Humboldt an Caroline                   Aachen, 27. November 1818

Du glaubst nicht, wie amüsant Alexander war. In Gesellschaft
gar nicht. Er spricht da bald zu wenig, manchmal zu viel, selten
sehr pikant, meist mit einer Art trockenen Ernstes, bisweilen
streitet er auch lebhaft. So hat er mit Altenstein einmal einen
langen und heftigen Streit über die Stände gehabt, von dem er
hernach göttliche Dinge erzählte. Nur mit mir allein war er ganz
der Alte, voller Witz und Lebendigkeit, und äußerst komisch, alles
was er den Tag über gehört hatte, wieder vorzutragen. Er ist
mit seinem Aufenthalt hier sehr zufrieden gewesen, auch in Absicht
seiner Geldoperationen. Er hat seine Reise hierher und von hier
nach Paris und für seinen hiesigen Aufenthalt Diäten hier bezahlt
bekommen, es machte etwas über 700 Taler. Dabei hättest Du
ihn sehen müssen, auf der einen Seite die Gewissenhaftigkeit, nicht
zu viel zu fordern, er lief selbst bei den Feldjägern herum, sich zu
erkundigen, wieviel man ansetzen könne; auf der anderen Seite die
Freude, daß es so viel machte, und dann immer eine kindische Furcht,
daß man ihm einen solchen Crösus nicht geben würde. Wie er ihn
endlich hatte, hat er mir gleich zurückgezahlt, was er in London
von mir geliehen hatte, so daß er mir wirklich nur noch 500 Franks
schuldig ist.
Mit seinem Vermögen ist er nun endlich ganz im klaren. Er
besitzt, wie Du vielleicht weißt, jetzt schon nicht mehr als 45000 Taler
auf Ringenwalde und 7500 Taler auf einem polnischen Gute, wo

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