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[ Band 6 Brief 143: Caroline an Humboldt Rom, 3. November 1818 ]
können, ohne weltklug zu sein. Ich werde es auch nie eigentlich werden. Alles Liebe, Innige, Tröstende, was Dein süßer Brief in so reichem Maße enthält, o meine Seele, wie empfinde ich das! Ich merkte auch wohl an meinen Freunden und Bekannten, wie sehr sie es mir zu verbergen suchten, daß sie sehr besorgt um mich waren. Eine nahe Gefahr habe ich nie geglaubt, aber vor einem Krankwerden der Lungen schien ich mir nicht sicher und fühle noch, daß es wohl eine günstige Fügung gewesen ist, daß diese Lebensperiode mich hier betroffen hat. Gestern war hier nach dem ununterbrochensten schönen aber kalten, klaren Wetter seit dem 9. Oktober der erste Regentag, aber schon am Nachmittag wieder eine Milde und Klarheit der Luft, wie Frühlingsodem bei uns. Mich kann oft ein tiefer Schmerz anwandeln, daß Du das alles nicht mit mir teilst, Du, der Du die ganze unaussprechliche Schön- heit dieses Himmels früher, tiefer als ich empfunden hast. Ich kann nur wünschen, daß Du herkommen, daß wir das Schönste zusammen wiedersehen und zusammen zurückgehen möchten. Aber ich unter- werfe meinen Wunsch den Umständen. Ich gestehe, daß ich diesen Moment die Krise den anderen nicht erleichtern möchte. Es liegt mir daran, daß Du so ganz unverdunkelt dastehest. Apropos, auch Bernstorff wußte also den 4. Oktober nicht, daß Du Deinen Ab- schied nie gefordert? Das ist sehr hübsch! Carls Brief ist ganz außerordentlich hübsch und enthält nichts wie Wahres in seiner ihm eigenen Manier ausgedrückt. Wie man aber in Berlin alles wieder erfährt, alles, den Brief des Königs, Dein Nichtbeziehen Deines Oktobergehalts. Es ist doch ein Schwatzort, das liebe Berlin . . . Ein Berliner Kammer- gerichtsrat ist hier, der sagte letzthin: »Ja, Berge haben sie (näm- lich die Römer), das kann man nicht leugnen, aber die Spree, die fehlt doch«!! 361