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[ Band 6 Brief 138: Humboldt an Caroline London, 23. Oktober 1818 ]
138. Humboldt an Caroline London, 23. Oktober 1818 Bernstorffs und Lottums Ernennungen stehen jetzt offiziell in den Berlinischen Zeitungen. Sie sind als eine Erleichte- rung des Staatskanzlers angekündigt, und es ist gewisser- maßen als ein Wunsch des Königs ausgedrückt, daß der Staats- kanzler außer seiner allgemeinen Oberaufsicht als solcher noch möge diesen beiden Departements besonders seine Aufmerksamkeit widmen. Welch ein halbes, verwickeltes, wunderbares Verhältnis! Setzt der Staatskanzler seine ehemalige Tätigkeit im Einmischen fort, so können die Minister nicht mit ihrer vollen Verantwortlich- keit verwalten, machen sie sich, wie ich nach den Aspekten glaube, nach und nach los, so ist es gewissermaßen gegen die Abrede, und so wird doch wieder nichts Festes und Ganzes daraus. Ich kann sehr froh sein, in so etwas nicht eingegangen zu sein. Auf das auswärtige Ministerium mag indes diese Einrichtung noch weniger schlimm wirken. Allein mit den anderen ist es viel bedenklicher. Bleibt Rother beim Staatskanzler, und ist er nicht wenigstens zu- gleich Lottum untergeben, so ist eine Art Gegenminister da; ist er zugleich bei Lottum, so kann er in einer Qualität bestreiten, was ihm in seiner anderen aufgetragen wird. Daß er ganz vom Staats- kanzler wegkäme und allein unter Lottum stünde, wäre noch das einzig Vernünftige, allein nicht das Wahrscheinlichste, was ge- schehen wird. Auf eine ähnliche Weise ist es mit Jordan und Bernstorff. Es ist unbegreiflich, wie man Lust zu solchen Halb- heiten, Verwickelungen und ewigen Kollisionen haben und so alle Geschäftsform verachten kann. Das rächt sich immer, und bei uns sieht man täglich die nachteiligen Folgen davon. Du hast gewiß auch in diesen Tagen des 18. Oktobers und jener Zeiten gedacht. Hier ist natürlich keine Art der Feier des Tages. Allein selbst als bloßer Abschnitt im Privatleben bleibt 349