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[ Band 6 Brief 136: Caroline an Humboldt Rom, 17. Oktober 1818 ]
auflösen in das All der Natur, in das All, das nicht an diesem Boden klebt, aber das man empfindet, wenn man aufblickt zum ewigen Sternenhimmel. Wie herrlich ist er jetzt, dieser Himmel! Der Jupiter groß und schön, wie ich ihn nie sah. — Mondlicht über- dem. Oh, das ruhende Rom, wenn ich es so abends aus meinen Fenstern betrachte, mit welcher Stille und Majestät ist es doch ge- schmückt! Welche Gegend ich je gesehen habe, wie zauberisch Neapel und seine Umgebungen, aber diesen tiefen Zusammenklang mit meinem Gemüt habe ich nie empfunden wie mit Rom. Ich billige es gar sehr, daß Du dem König antwortest und für seine gnädigen Zeilen dankst. Ich bin nun gar sehr begierig auf die Antwort, die Dir nach der Unteredung mit dem Staats- kanzler zukommen wird — ma, ei vuol pazienza.. Also Lottum Schatzminister, da wird ja wohl Rother sehr ungehalten sein? Es gehen doch nirgend so viel Veränderungen vor als bei uns, ewig ist die Szene mit neuaufstrebenden Personen besetzt. Die Prinzessin Luise schreibt mir auch einen besorgten Brief aus Posen, die Freunde sind im eigentlichsten Sinne alle sotto sopra. Wie sich nur Bernstorff dazu prétiert hat? Man be- greift gewisse Dinge nicht, und wenn man sie auch mit offenen Augen sieht. Ich umarme Dich, mein teuerstes Leben, mit der tiefsten und innigsten Liebe und Sehnsucht. Deine Li. 137. Humboldt an Caroline London, 20. Oktober 1818 Es ist mir sehr leid, daß ich Dir nicht mit dem neulichen, aller- dings schwer richtig zu bezeichnenden Briefe meine Ant- wort schicken konnte. Du mußt eigentlich erst drei Briefe von mir haben, ehe Du vollständig mein Benehmen beurteilen 345