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[ Band 6 Brief 135: Humboldt an Caroline London, 13. Oktober 1818 ]
Zeit, aber da wir leider schon über ein Jahr getrennt sind, siehst Du, was Du zu erwarten hast, wenn ich komme. Möchte es nur schon da sein! 136. Caroline an Humboldt Rom, 17. Oktober 1818 Das Wetter hat sich seit dem ungeheueren vierundzwanzigstün- digen Gewitter des 8. ganz gereinigt (Du wirst gewiß in den Zeitungen von dem hohen Wasserstand der Tiber und dem zwischen Rom und Cività Vecchia ertrunkenen Briefkurier hören), die milden, klaren Oktobertage sind besonders seit dem 12. eingetreten, allein ich verspüre noch nicht die volle Wirkung einer so reinen Luft. Der Druck auf der Brust hat abgenommen, allein völlig gewichen ist er noch nicht. Ich bin aber die Tage her aus- gefahren und fühle Stärkung und zurückkommende Kräfte. Gestern habe ich mir unterstanden, die hohen Treppen des Vatikans zu machen und eine schöne Stunde in den Sälen Borgia zuzubringen. Ich ging nachher in dem einsamen, durchaus durch hohe Hecken ge- schützten Garten des Papstes spazieren. Wir waren mehrmal zu- sammen darin, und einmal bestiegen wir den alten Turm aus dem Mittelalter, der darin steht. Jetzt ist er immer verschlossen. Dann fuhren wir zur Porta Angelica hinaus und zur Porta del Popolo wieder herein. Die Berge lagen im goldensten Schein des Abends, eine Pracht, die nicht zu beschreiben ist! Oh, könnte ich Dir meine Sehnsucht ausdrücken, Dich an meiner Seite gesehen und solchen Anblick genossen zu haben! Ich weiß nicht, was ich darum gäbe. Was ist’s, das so mit Tränen und Freude mir die Seele füllt, wenn ich diese Berge, diese Linien am Himmel sehe, die sich, ach, mit ihm verschmelzen, die die Seele ziehen in ein fernes, fremdes Wunderland, in ein sehnsuchtsvolles Auflösen des ganzen Wesens, 344