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[ Band 6 Brief 135: Humboldt an Caroline London, 13. Oktober 1818 ]
sprache nehmen. Ich weiß wohl, daß man mir meine Zurück- berufung nicht abschlagen wird, aber man kann mich durch ver- zögerte Ernennung eines Nachfolgers und dadurch, daß man kein interimistisches Arrangement macht, hinhalten und mich noch den Winter hier lassen. Dadurch wird der Staat nicht gewinnen, aber mich wird man sehr unglücklich machen. Wenn Sie Freundschaft für mich haben, teurer Graf, so verhindern Sie das. Man scheint über die Lage zu beratschlagen, in die ich kommen soll, allein dies kann man ja später tun, und überdies ist diese Lage auf eine Weise gegeben, mit der ich überzufrieden bin. Ich bin Mitglied des Staatsrats und verlange nichts anderes; und meine Tätigkeit, die mich dort auch wieder mit Ihnen zusammenführt, ist da nützlicher als in irgendeinem Gesandtenposten, zu dem ich nach sechzehn- jähriger Entfernung von meinem Vaterlande jetzt, da die Kränk- lichkeit meiner Frau mich ein stilles häusliches Geschäftsleben und kein zerstreut gesellschaftliches suchen läßt, da einige meiner Kinder etabliert sind, und selbst meine Güter meine Sorgfalt fordern, nicht länger aufgelegt sein kann. Da Sie selbst mehr als irgend jemand hierfür ein Herz haben, so helfen Sie mir darin. Ich werde Ihnen ewig dankbar dafür sein.« Des Staatskanzlers Benehmen ist wirklich das unfreundschaft- lichste, was man sich nur immer denken kann, indes muß die Sache doch nun zu einer Entscheidung kommen, und Bernstorff wird ent- weder für mich handeln oder mir eingestehen müssen, daß er, trotz seiner Stelle, zu wenig Einfluß auf eine solche Sache hat. Ich sehe es als ganz gewiß an, daß Du nun vor dem Früh- jahr nicht Italien verläßt. Die Reise würde mich entsetzlich ängstigen, so weh mir die Trennung tut. Alexander muß gestern in Aachen angekommen sein. Er schreibt mir von Calais über seinen hiesigen Aufenthalt: tu deviens tous les ans plus aimable. Das beweist nicht viel für die vergangene 343