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[ Band 6 Brief 116: Humboldt an Caroline London, 28. August 1818 ]
daß ich meinen Abschied gesucht, daß ich es getan habe, um zu studieren oder aus Verdruß, weil ich diesen oder jenen nicht stürzen konnte; es wird nichts helfen, man wird nicht daran glauben, son- dern wissen und bald genug sagen, was die wahren Gründe sind. Wie ich Dir sage, teure Seele, ein sehr einfaches Betragen ist das Beste. Doch sei sicher, daß ich das wirklich Notwendige nicht ver- säumen werde. Ich kümmere mich im Inneren wenig darum und ließe da vieles ungerügt, aber ich fühle allerdings, daß es doch nicht immer der äußeren Umstände wegen angeht. Neulich aß, wie ich Dir, glaube ich, schrieb, ein Rheinländer und ein Halberstädter Justizrat bei mir. Nein, solchen Kontrast sieht man nicht. Und wie der erstere sprach! Dir würde so etwas ganz neu sein. Doch war der Mann nicht französisch, nicht ja- kobinisch gesinnt und sagte in der Regel Dinge, die es schwer ge- wesen sein würde zu widerlegen. Ein Wort fiel mir besonders auf: »Die Rheinländer«, sagte er, »sind gern zu Deutschland zu- rückgekehrt, sie waren empört, wie es einmal hieß, der Rhein bleibe die Grenze, sie glaubten sich verraten und verkauft, aber sie wollten nicht Preußen, nicht Österreicher, sondern Deutsche werden, und das sitzt noch in den Köpfen.« Unsere tapfere Gräfin, die nicht dabei war und der ich es nicht erzählt habe, sagte mir neulich auch in den kräftigsten Ausdrücken: »Ich mag Preußen nicht, ich bin froh, daß Schlesien nur zum Bunde gehört, ich mag keine Preußin sein, ich bin eine deutsche Frau!« Und dabei fährt sie mit den Arminius-Armen herum, daß es nur eine Art hat. Sie aß gestern wieder hier. Eine wichtige Bemerkung über England ist, daß die Frauenröcke keine Keile haben. Ich wußte gar nicht, was ein Keil ist. Vielleicht bist Du ebenso unwissend wie ich. Mit dem Prediger Schwabe ist es wieder vorbei. Er hat ihr unterderhand sagen lassen, er fürchtete, sein Haus werde zu klein sein. Er hat unstreitig den Spielraum 288