< zurück Inhalt vor >
[ Band 6 Brief 112: Humboldt an Caroline London, 18. August 1818 ]
physisch und deshalb auch moralisch mit dem armen . . . *) steht (Du wirst leicht finden, wen er meint), werden Sie wahrscheinlich besser wissen und noch lebendiger empfunden haben als ich. Es ist daher recht gut, jetzt in Berlin zu leben, denn die Abwesenden können sich weder frisch im Andenken erhalten, noch auch immer gegen Schliche und Kniffe sich sichern, wie auf der Stelle, und das ist der Sinn des guten alten Sprichworts: que les absents out tort.« Ich habe ihm gleich geantwortet. Es ist natürlich, daß Feinde und Neider meine Abwesenheit benutzen, und sie haben leichtes Spiel. Es ist dies auch auf keine Weise angenehm. Allein es beunruhigt mich weiter nicht. Mein Ruf, und namentlich für die Geschäfte, ist gegründet, selbst viel mehr als ich selbst darauf gebe, und wenn ich auch hier wenig zu tun gehabt habe, so hat es doch auch hier immer einige Gelegenheit gegeben, wo man sich zeigen konnte. Namentlich hat ein Mémoire von mir über die Barbaresken (wovon man mir aus Berlin nie das Mindeste geschrieben, und was das Departement auch vielleicht nie erhalten hat, weil es der Staatskanzler eine Zeitlang verkramt hatte) in Petersburg, wo man mich wirklich nicht liebt, sehr viel Aufsehen gemacht. Dies weiß ich durch Lieven und Lebzeltern. Einen Entwurf zu einem Vertrag darüber hat man selbst in Berlin sehr gelobt. Eine Arbeit, die Schweden betrifft, habe ich jetzt eben gemacht. Bei den Kon- ferenzen hier habe ich allein gearbeitet, zuletzt selbst Castlereagh nicht. Man hat es mir immer zugeschoben, und ich habe es nie abgelehnt. Das also wird man den Leuten nie aus dem Kopf bringen, wie sie mich auch sonst beurteilen, hassen und beneiden mögen, daß ich fähiger bin als viele andere. Gegen den König werde ich mich ganz schlicht und ganz ernst nehmen. Mein Weg- gehen ist durch den Zustand Deiner Gesundheit, mein Nichtan- nehmen eines Ministeriums durch Grundsätze, die ich genau dar- ——— *) Hardenberg. 275