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[ Band 6 Brief 103: Humboldt an Caroline London, 17. Julius 1818 ]
103. Humboldt an Caroline London, 17. Julius 1818 Ich komme eben vom Herzog und der Herzogin von Cumber- land, die heut früh abgereist sind, um nach Spaa, und wenn die Herzogin ihre Badekur vollendet haben wird, nach Deutschland zu gehen. Sie haben den Plan, sich in Berlin zu etablieren, und bereiten sich auf eine lange Abwesenheit vor. Die Herzogin mag es wohl sogar als zweifelhaft ansehen, ob sie überhaupt wieder nach England zurückkommt. Sie kann auch nur mit Schmerz und Verdruß an ihren hiesigen Aufenthalt zurückdenken; sie hat zu viele und ununterbrochene Kränkungen erfahren. Sie und er haben noch alles getan, um die Königin *), die so krank ist, daß sie wohl nur noch einige Monate, vielleicht nur Wochen leben kann, wenigstens einmal jetzt bei einem Abschiede, der für die Ewigkeit gewesen wäre, zu sehen, aber vergebens. Doch ist der Prinz-Regent gestern bei der Herzogin gewesen. Mit mir ist der Regent aufs allerbeste und wirklich sehr liebenswürdig. Von meinem Weggehen hatte er lange nicht ge- sprochen. Nur vorgestern, bei einem großen Ball bei ihm, wo er, nachdem die Königliche Familie weggegangen, die ganze übrige Ge- sellschaft aber noch da war, an einem kleinen Tisch bloß mit zwei Frauen, Esterhazy und mir, aß, sagte er mir auf einmal Deutsch: »Sie wollen jetzt weggehen und glauben recht daran zu tun, aber Sie werden doch noch manchmal mit Bedauern, nicht mehr hierzusein, hierher denken.« Ich erzähle es nur, und es ist mir nur darum aufgefallen, wie einer, der auch gar keinen Begriff vom eigentlichen Wesen des andern hat, doch manchmal etwas sehr Wahres sagen kann. Er weiß natürlich gar nicht, daß eigentlich ein ganz anderes Leben, als ich hier führen muß, meinen Neigungen entspricht, aber wahr ist es doch, daß ich mit Bedauern und selbst einer Art Sehn- ——— *) Vgl. S. 44. 251