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[   Band 6 Brief 102:    Caroline an Humboldt     Nocera, 17. Julius 1818   ]


tödliche Krankheit zerstreut, sonst wäre es doch nicht unmöglich
gewesen. Es war der erste — ach, es war der allerbitterste
Schmerz, der in unser Leben griff. Ich hatte bis dahin kaum die
Ahndung, daß einem das Schicksal so etwas tun könnte — und
von da an verging mir die holde Sicherheit des Glücks, so daß
ich nachher eigentlich immerfort ängstlich gewesen bin.
Sage doch nicht, daß Du Perioden aus Deinem Leben weg
wünschtest, wo Du mich glücklicher hättest machen können. Wer
hat es je mehr getan? Wer hat wohl je mehr Schonung, Liebe
und Innigkeit zu einem anderen Wesen gehabt als Du?
Dein erster Brief [vom 16.] würde mich sehr traurig gemacht
haben, wenn nicht der zweite mitgekommen und neue Hoffnungen
auf Deine Abberufung mitgebracht hätte. Wenn ich’s recht erwäge,
halte ich doch alles für zu übereilte Nachrichten, denn wer kann
wissen, ehe der König Dein Gesuch selbst in Händen hat. Nein,
ich glaube doch, sie werden Dich nach Aachen kommen lassen, sie
hoffen gewiß auch noch immer, daß sie Dich im eigentlichsten Sinn
beschwätzen, wo nicht fürs Zurückkommen nach England, doch für
den Posten in Frankfurt. Es ist eigentlich ganz in der Natur
der Leute, daß sie das so denken, denn die wahren Beweggründe,
die Dich geleitet haben, die sind ihnen fremd, weil es nicht die
ihrigen sein würden. Wegen Frankfurt, das ahnde ich, wirst Du
noch einen harten Stand haben.
Was Du mir von den Wahlen in England erzählst, hat mich
ungemein interessiert, denn es gibt einem ein anschaulich Bild dieser
Nationalität. Ich, pour ma personne, wäre gar sehr gern auf
ein Jahr oder wenigstens auf ein halbes zu Dir nach England ge-
kommen. Allein meiner Gicht hätte es wohl keine besonderen Dienste
getan.

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