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[ Band 6 Brief 89: Caroline an Humboldt Rom, 6. Junius 1818 ]
eilt, nach Berlin zu kommen, um noch die Sommermonate für den Bau seines Studios zu benutzen. Denn — solltest Du es glaublich finden? — zwei Jahre lang war er abwesend, fing darum die Statuen für den König an in Carrara auszuhauen, weil in Berlin kein Studio war, und nach zwei Jahren ist noch keins für eine bestellte königliche Arbeit gemacht. Ruscheweih geht mit mir nach Nocera. Das Weitere bestimmen mir Deine Briefe, ich dirigiere meine Reise so, daß ich, im Fall Du auf den Kontinent zum Kongreß kommst, mit Dir zusammentreffe. Heute gebe ich ein Diner, die Herz und die Schlegel essen bei mir. Da kommen sie eben. Ich muß also wohl aufhören und umarme Dich nur noch tausendmal. 90. Humboldt an Caroline London, 9. Junius 1818 Die Berg ist nun wirklich fort. Ich hätte sie recht gern noch hier behalten. Vorzüglich, solange die Herzogin von Cumberland, die vermutlich in vier Wochen reist, noch selbst hier ist, wäre es mir doppelt angenehm gewesen. Sie war in diesem Verhältnis eine große Hilfe und Ressource. An sich ist es eine sonderbare Person, und die man wohl gern hat, die man wirklich sehr achten muß, die einen aber durch nichts eigentlich anzieht. Man kann ihr weder Gefühl und Wärme noch Verstand absprechen, aber es fehlt ihr an der inneren und eigenen Einbildungs- kraft, die das Gefühl erweitert, den Verstand mildert und beide zusammenschmilzt. Sie hat kaum einmal viel Aneignungskraft des Idealischen, und bei Gedichten und Kunstsachen kann man nicht sagen, daß sie sie nicht fühlt, aber es ist nicht in der rechten Art. 216