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[   Band 6 Brief 88:    Humboldt an Caroline    London, 2. Junius 1818   ]


ihm aufrichtig glauben könnte, sehr leid täte, noch mehr, weil er
glauben müßte, es gefalle mir hier nicht. Ich war wie aus den
Wolken gefallen, ich sagte ihm, da nicht zu leugnen war, die eigent-
liche Ursache, die er nicht glauben wollte. Nachher habe ich von
Münster erfahren, daß es dem Regenten Rose *) geschrieben hat,
und in einer Depesche von Ompteda **) an ihn dasselbe steht, ich
verlange meinen Rappel, wolle mich literarischen Beschäftigungen
widmen und bloß beim Staatsrat bleiben. Nun steht in meinem
Gesuch an den König kein Wort von Literatur. Ich weiß, daß
er das ebensowenig liebt als die Palmenzone in Alexanders ehe-
maligen Briefen. Bloß dem Staatskanzler in einem Privatbrief
sagte ich, er möge nicht glauben, daß es mir nicht ernst sei. Ich
sei recht gern mit Dir auf dem Lande und kehrte zu meinen ehe-
maligen literarischen Beschäftigungen zurück. Hier ist es mir nun
sehr fatal, schon vier Monate vorher als einer, der nicht bleiben
will und sich mißfällt, zu gelten, und schadet auch den Geschäften.
Manchmal ist mir’s, als wollten sie nur den Schein haben, mich
zu halten, warum sprengten sie sonst überall aus, daß ich mich
zur Ruhe setzen will?
Ich war gestern im Parlament und habe nachher mit Bülow
bei mir erst um 1/2 11 zu Mittag gegessen. Solche Partien würdest
Du nicht lieben, armes Kind, besonders da ich (und ich glaube
auch Bülow) rein wie eine Biene von 8 Uhr an bleibe. Beim
Essen fallen mir die himmlischen carciofali ein. Was machen
denn die? Neulich hatten wir beim spanischen Botschafter eine
Schüssel Kirschen für 20 Pfund! Je ne donne pas dans ce
genre.
Hast Du die Kabinettsordre an die Stadt Coblenz gelesen,

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*) Sir George Henry Rose, geb. 1771, † 1855, von 1815 bis 1818
Gesandter in Berlin.
**) Hannoverscher Gesandter in Berlin.

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