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[   Band 6 Brief 85:    Humboldt an Caroline    London, 26. Mai 1818   ]


je trouve occasion d’écrire directement au Roi pendant son séjour
en Russie, je lui recommanderai encore plus particulièrement ma
demande qui lui sera parvenue en attendant par Votre intervention.
Daignez agréer etc. etc.

Dies ist mein Brief. Ich wünsche, daß er Deinen Beifall
haben möge. Ich habe versucht, ihn gewissermaßen leicht zu halten,
nirgends zu klagen, mich zu beschweren, und doch alles fühlen zu
machen. Das Letzte schien mir nötig, und das erste war mir zu-
gleich ein inneres Bedürfnis. Ich bin gut gesinnt für den Staats-
kanzler und habe wirklich Zuneigung zu ihm, ich würde also nie,
als in der äußersten Not und selbst sehr gereizt, in eine wahre
Spannung mit ihm geraten.
Der Brief hat mein Blatt und das Abschreiben meine Zeit
weggenommen, so daß dieser Brief sonst sehr leer ist. Allein ich
dachte, daß Dich jene Sache mehr als sonst etwas interessiert.
Sie ist sehr wichtig, eine Lebenskrise, ein Gehen über den Rubicon,
was mich, der ich sonst dem Cäsar sehr Unähnlich bin, wohl auch
nach Rom führen kann. Wirklich halte ich es nicht für unmöglich.
Das himmlisch schöne Land! — Dein Brief vom 8. ist während
des Schreibens gekommen. Daß Du, armes Kind, immer noch
leidest! Es bekümmert mich recht innig. Lebe herzlich wohl,
liebes, einzigliebes Wesen.             Ewig Dein H.


86. Caroline an Humboldt           L'Ariccia, Freitag, 29. Mai 1818

Ich bekam am Dienstag noch Deinen Brief, ehe ich aus
Rom abfuhr, mein teures, mein liebes Herz, und danke
Dir tausendmal dafür. Wir kamen den Nachmittag hier
an und Reinhardt *), der mir eine Wohnung hat besorgen wollen,

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*) Johann Christian Reinhardt, geb. 1761, † 1847, Landschafter.

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