< zurück Inhalt vor >
[ Band 6 Brief 77: Humboldt an Caroline 1. Mai 1818 ]
sie zu stellen, das Metall hinzuhalten und wegzunehmen, daher man auch zu vielen Dingen bloß Kinder nimmt. Dadurch verschwindet zugleich alle Gefahr, und die Arbeiter kommen nie, wie in andern solchen Anstalten oft, in den Fall, sich zu quetschen und zu ver- brennen. Alles fast, was man ansieht, selbst die Balken an der Decke, ist von gegossenem Eisen. Am hübschesten sieht das Aus- gießen des flüssig glühenden Silbers und Goldes in die Formen aus, und das wundervollste ist die Maschinerie des Prägens. Beide Seiten, und sogar der Rand der Münze, werden mit einem ganz leicht scheinenden Schlage ausgeprägt, ein Knabe legt eine ganze Menge ungeprägter Gold- oder Silberstücke aufeinander getürmt in eine aufrechtstehende Röhre, und nun schiebt das ungeprägte Stück das fertig geprägte von selbst weg, legt sich an die Stelle, läßt sich prägen und geht wieder ab. So macht man 60 in einer Minute. Es sind sechs Feuermaschinen in der Münze, alle von Eisen, und eine so klein, daß man sie in der Stube haben könnte. Meine Einsicht in die Feuermaschinen verdanke ich noch immer Dir, teures Herz, ich bin seitdem nicht tiefer eingedrungen und verlange es auch nicht. Die Burgörnersche *) mit dem Mechanikus war immer die hübscheste, die es je gegeben hat, allein freilich sah sie gegen die hiesigen aus, wie eine Schmiede gegen eine Damen- toilette. Denn Du hast keinen Begriff von der Reinlichkeit, Politur aller Teile der ganz eisernen und stählernen Maschinen und selbst der Eleganz der Formen. Es ist auch nicht der mindeste Dampf oder Geruch und selbst ein höchst mäßiges Geräusch. Den Mittag aß ich in einem Hause, das gar nicht zur vor- nehmen Gesellschaft gehört, aber sonst gut und reich ist. Ich sehe gern die verschiedenen Sitten überall, und hier gefiel mir die Frau. Sie hat zwölf Kinder und eine solche Freude an der Zahl schon, ——— *) Vgl. Bd. I, S. 4. 183