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[   Band 6 Brief 75:    Humboldt an Caroline    London, 21. April 1818   ]


sehen könnte, als hätte es die Gelegenheit dazu schaffen sollen. Er
sagt, ohne seine Briefe und die Juden wüßte er kein Deutsch mehr.
Von den ersteren hätte er 17000, Juden nicht ganz so viel, aber
doch eine gute Anzahl. Bei der seligen Fließ trinkt er Tee, sie
hat nun den dritten Mann, aber noch immer eine alte Teemaschine
der seligen Mama, meiner nämlich, die ich ihr bei der Erbschaft
schenkte. Auch soll meiner oft gedacht werden. Erzähle das doch
der Herz, aber hänge einen etwas christlichen Mantel darum.
Mein »Rom« *), bestes Herz, braucht nicht wieder gedruckt zu
werden fürs erste. Es sind in Berlin noch viel Exemplare. Ich
habe aber auch keins. Dagegen habe ich hier einen alten Aufsatz
neulich durchgelesen über die Individualität der Griechen und die
Ansicht des Altertums. Du erinnerst Dich vielleicht noch seiner.
Er ist mehr eine Skizze, in Paragraphen geschrieben und hat An-
merkungen von Schiller und dem Koadjutor **) am Rande; auch
Wolf ***) hatte ihn und brachte mich eigentlich davon ab. Ich hätte
ihn weiter, d. h. ausführlicher, denn er ist in sich vollendet, um-
arbeiten sollen. Er ist mit das Beste und Gedachteste, was ich je
gemacht habe, und hat mir wirklich, was mit einer so alten Arbeit
sonst selten der Fall ist, Freude gemacht.


76. Caroline an Humboldt                        Rom, 25. April 1818

Ich habe gestern ganz unaussprechlich gelitten, und zwar so,
daß ich heut noch vor Nervenunruhe nirgend ruhen noch
sitzen kann. Liebes Herz, Du wirst mir verzeihen, wenn
ich heut so wenig schreibe. Allein, wie die Italiener sagen, Proprio

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*) Elegie »Rom« 1806 in Rom entstanden.
**) Dalberg. Vgl. Bd. I, S. XV—XVII.
***) Friedrich August Wolf, geb. 1759, † 1824, der berühmte Philolog.

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