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[ Band 6 Brief 72: Caroline an Humboldt Rom, 16. April 1818 ]
schon verheiratet, so nehme ich die Direktion nach den Rheingegenden. Ich mache keine Plane, ich lasse mich gehen nach dem, was kommt, was sich mit dem Kreis der Tage entwickelt. O meine Seele, eine immer tiefere Liebe zu Dir, ein immer reineres Erkennen Deines Wesens, das bringen sie mir vor allem, und so kann ich sagen, wird es immer stiller und schöner und reiner in mir. Vergib mir alle meine Schwächen, und liebe mich immerfort. Auch Theodor wird ja noch werden, wie wir es wünschen, Carolinen glücklich ver- heiratet zu sehn, das wünsche ich noch. Hermann wird in seinem einfachen Wesen gewiß tüchtig und gut werden. Adelheid und Gabrielle lieben, und so hoffe ich ihr Glück befestigt auch für die Zukunft. Lebe wohl, ewig Dein. 73. Humboldt an Caroline London, 17. April 1818 Du mußt, liebe Li, ja suchen, die Debatten, die in diesen Tagen über die Heiraten der Prinzen im Parlament stattgefunden haben, so ausführlich als möglich zu lesen. Niebuhr wird wohl Zeitungen haben, die besser und umständlicher sind als die römischen. Die ganze Unterhandlung und ihr Resultat sind höchst unerfreulich und in mancher Rücksicht tadelnswürdig. Sie zeigen auf jeden Fall ein Verhältnis der Nation zur Familie an, das viel Nachdenken erregen muß. Kurz ist die Sache die: man schlug von seiten der Minister vor für den Herzog von Clarence, der der Älteste, dem Thron nächste ist und die Meinin- gensche Prinzessin heiraten sollte, gegen 20000 Pfund, damit er 40000 hätte, für Kent, der auch heiraten wollte, vermutlich die 175