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[ Band 6 Brief 71: Humboldt an Caroline London, 14. April 1818 ]
denken, aber es ist, wie Du sagst, nicht gut. Das ist aber die angenehme Aussicht, die man hat, Kampf und Streit im Inneren und Äußeren zu finden. Ich werde indes noch am besten mit ihnen fertig. Sie wissen, daß ich sie achte, ich habe oft für sie und mit Glück gestritten, und ich lasse mich auch von ihnen nicht schrecken. Aber hart aneinander kommt man gewiß noch manchmal. War ich doch mit dem, der jetzt auf mein Zurückkommen dringt [Boyen], im vergangenen Sommer wieder so weit, daß Pappenheim den Abend erzählte, daß, hätte nicht seine Dazwischenkunft ein Inter- mezzo gemacht, wir uns geschossen hätten. Ich kann nicht leugnen, daß ich’s darauf ankommen ließ, da das Unrecht auf seiner Seite war, wie er auch wirklich um Verzeihung nachher bat. Es ist wirklich recht schwer, an eine ruhige Zeit zu glauben, ehe man ins Grab steigt, man müßte sich dann vorher ein Grab selbst machen und sich von allem Eingreifen in die Verhältnisse hartnäckig zurückziehen. Ich habe oft bei mir an eine solche Möglichkeit gedacht, aber ich sehe sie nicht ab. Wenn Krisen kämen, wenn auch die Menschen nur glaubten, daß man helfen könnte, brächte man’s doch nicht übers Herz, sich dem zu entsagen. 72. Caroline an Humboldt Rom, 16. April 1818 Meine liebe Seele! Ich schreibe Dir heute um dieselbe Stunde beinah, wo ich mit den Kindern vor einem Jahre Dich zum letztenmal sah und mit Tränen von Dir Abschied nahm. Nie noch war ein Abschied mir so schwer geworden, die Zukunft lag durch Carolinchens Krankheit recht dunkel und schwer vor mir. O Dank 172