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[ Band 6 Brief 71: Humboldt an Caroline London, 14. April 1818 ]
von Clarence die älteste 26 jährige Prinzessin von Meiningen *). Der Herzog von Kent, sagt man, wird auch heiraten, doch weiß man noch nicht wen. Ich werde unendlich froh sein, wenn ich diese Sache los bin. Sie macht mir am meisten Mühe und allein Un- annehmlichkeit hier. Auch ist’s mir immer, als könnte ich nicht fort, bis sie eingerichtet ist. Morgen, geliebte Seele, ist’s ein Jahr, daß wir nach Potsdam gingen und am andern Morgen uns trennten. Der Tag ist in der Bibel eingeschrieben, die Du mir schenktest, ich sah es heute noch mit vieler Rührung. Zwölf volle Monate, es ist eine lange Zeit, ich fürchte sehr, daß auch noch die Hälfte hinzukommen muß. Die Zusammenkunft der Monarchen ist mir höchst zuwider, ohne sie sähen wir uns unstreitig viel früher. Sie ist mir aber auch in anderer Art unangenehm. Mein Weggehn aus diesem Posten und meine Weigerung, wieder auf eine ähnliche Weise mich brauchen zu lassen, wäre viel reiner und in die Augen fallender ohne dies unangenehme Zwischenspiel. Dennoch kann ich das nicht ausschlagen. Ich kann mir auch nicht einmal die Täuschung machen, daß man mich nicht berufen wird. Man weiß zu gut, daß es nicht diese Art von Geschäften ist, die beliebt machen, und wird mich also dabei zu brauchen viel mehr beflissen sein. In meinen Briefen an den König und Staatskanzler habe ich dieses Ereignisses mit keinem Worte gedacht. Allein das wird mir den Kelch nicht vorübergehen lassen. Daß ein Gewisser **) auf meine Zurückkunft dringen soll, bewiese immer, daß, seiner Meinung nach, die Not groß wäre. Denn sonst liebt er mich auch wohl mehr aus der Ferne, wie ich manchmal von mir und dem Vaterlande sagte. Daß die, die was Theodor sind [Militärs], das große Wort führen, kann ich mir sehr ——— *) Adelheid, geb. 1792, Tochter des Herzogs Georg von Sachsen- Meiningen. **) Boyen, siehe S. 163. 171