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[ Band 6 Brief 66: Humboldt an Caroline London, 31. März 1818 ]
Negatives verlange, wie meine Abberufung, nicht etwas so Positives, als eine Reise ist, und selbst daß ich im Staatsrat fort tätig bin, wie man es vermutlich nicht wird umhin können zu ver- langen. Es kann hernach auch besser sein für die noch immer nicht in Ordnung gekommene Dotationsangelegenheit. Allein da immer vorauszusehen ist, daß, ehe nicht größere Veränderungen bei uns vorgehn, es nur ein Hin- und Herzerren bleiben wird, bis man ein ordentliches Ministerium schafft, so ist an einem Jahr nicht viel verloren, und mit der Dotation macht es sich am Ende auch. Ist daher Eure Gesundheit und Euer aller Lust für das Projekt anzu- führen, so verlieren meine Gründe an ihrem Gewicht. In diesem Fall brächte ich natürlich Bülow mit nach Rom. Hedemann schreibt mir einen sehr hübschen und interessanten Brief. Beim König hat, außer Boyen *) in Militärsachen und Albrecht **) im Zivil, niemand während des Staatskanzlers Ab- wesenheit Vortrag. Der Staatsrat hat sich mehrere Male, aber über unbedeutende Gegenstände, versammelt. Prinz Wilhelm ***) läßt mir sagen, daß er jedesmal im Staatsrat meiner gedenken müsse, und Blücher hat Augusten gesagt, ich sei der Klügste von allen Ministern. Über diese Reputation der Klugheit muß ich oft lachen. Ich habe mehr das Glück gehabt, in leichten Verhältnissen zu sein, als mich bis jetzt in schwierigen gezeigt. Und über das, was klug sein heißt, ließe sich auch viel sagen. Wenn Du mich nur lieb hast, süßes, innigst geliebtes Kind, so mögen die Leute viel hin und her schwatzen zum Lobe und Tadel, es rührt mich nicht sonderlich. Lebe wohl, mein einzig und ewig Teures. Ewig Dein H. ——— *) Leopold Hermann Ludwig v. Boyen, geb. 1756, † 1848, Kriegsminister. **) Geheimer Kabinettsrat. ***) Bruder Friedrich Wilhelms III., geb. 1783, † 1851. 163