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[ Band 6 Brief 66: Humboldt an Caroline London, 31. März 1818 ]
mit vergebliche Mühe zu machen, und mich Zeit verlieren zu lassen. Ich habe sonst von alledem noch niemandem das mindeste gesagt und tue es auch nicht, schon der hiesigen Verhältnisse wegen. Selbst Bülow weiß bis jetzt nichts, und ich bitte Dich auch, es geheim zu halten, auch vor den Kindern. Wenn ich es kann, mache ich, daß Pfuel *) als Geschäftsträger hierherkommt. Er paßte sich gewiß her. Daß Du bis zum Julius in Italien bleibst, ist mir sehr lieb. Ich sehe Dich sehr ungern vom geliebten Boden scheiden. Es scheint mir auch gut, daß Du weißt, welche Antwort ich bekommen habe. Man kann für nichts stehen. Die Angst, mich müßig nahe bei Berlin zu haben, ist groß. Man kann finden, daß Italien, und namentlich Rom, ein wichtiger Posten ist. Solche Dinge lassen sich manchmal nicht berechnen. Es ist endlich noch eine Sache. Glaubtest Du, daß es Caro- linen und Dir heilsam sei, noch unbestimmt lange in Italien zu verweilen, so schreibe es mir bestimmt, und gehe nicht weg. Da ich einmal diesen Schritt tue, im Grunde meinen Abschied zu verlangen, sehe ich nicht ab, was es täte, wenn ich einige Wochen darauf aus ähnlichen Ursachen einen einjährigen Urlaub nach Italien forderte. Der Staatskanzler würde es vermutlich gern sehen. Ich hätte selbst eine solche Reise und Muße verlangt, aus Gründen, die fern von allen Geschäften liegen, es wäre eine Antwort für jeden da, der etwa fragen könnte, warum man mich nicht brauchte. Ich hätte die größte Lust dazu, wie Du wohl glauben kannst. Aber ich folge meiner eigenen Lust nie gern und habe allerdings ein paar nicht schwache Gründe gegen den Plan. Es ist für meinen Ruf im Lande besser, daß ich in der Nähe, in der Möglichkeit, gebraucht zu werden, bleibe, daß ich für meine Privatzwecke nur etwas ——— *) Ernst v. Pfuel, geb. 1780, † 1866, kam nicht nach London, wurde 1831 als Generalmajor Gouverneur in Neuchâtel, war während der März- revolution 1848 Kommandant in Berlin. 162