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[   Band 6 Brief 65:    Humboldt an Caroline    London, 27. März 1818   ]


nicht möglich, in einem Brief so niederzulegen, was mir diese Zu-
sammenkunft mit Rother klar macht. Aber das Bild liegt unendlich
deutlich vor mir. Rother behandle ich freundschaftlich, weil sein
Äußeres gegen mich so ist, aber über mich spreche ich ihm
gar nicht. Ich bedarf niemandes und halte mich ganz still,
schreibe auch niemandem. Es ist das Schönste wie das Genug-
tuendste, auf sich allein zu stehen, und gottlob, daß ich es in jeder
Art kann.
Thorwaldsens Werkstatt muß wirklich wie eine Schöpfung
reicher und großer Gestalten sein, und es ist unendlich zu bedauern,
wenn man sie nicht zusammen sieht, sondern sie einem nur so einzeln
vorkommen. Daß Du schöne Sachen mitbringst, davon bin ich
überzeugt und freue mich unendlich darauf. Man braucht Dich nur
auszusenden, teures Herz, so machst Du die Menschen glücklich,
die sich um Dich versammeln, und kommst mit Schönem bereichert
zurück.
Für die göttliche Beschreibung des Kaffees, nämlich des
Machens, danke ich Dir außerordentlich. Du bist das hübscheste
und beste Kind auf Erden, und welche Tiefe der Erkenntnis, daß
70 bis 80 Bohnen auf eine Tasse gehen! Ich spaße wirklich nicht,
aber ich hätte im Ernst nicht gedacht, daß Du so eine Einsicht in
das Kaffeemachen hättest. Der meinige ist auch mit der Maschine
immer schlecht. Die Mädchen sind hier ganz ungeschickte Personen,
durch das Abteilen aller Arbeit in gewisse Klassen, verlieren sie
allen Verstand, auch andere Dinge zu machen. Noch neulich ging
es mir göttlich. Eine Lampe im Hause war schmutzig. Ich lasse
mir das Mädchen kommen und halte ihr wirklich eine schöne Rede,
sie zu schelten. Sie hört alles geduldig an, sagt dann: »Das ist
Johns Sache, der die Lampen putzt«, macht mir einen tiefen Knicks
und tritt ab. Der Jäger aber hat nun einmal keinen Verstand
zu so etwas. 

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