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[ Band 6 Brief 62: Humboldt an Caroline London, 17. März 1818 ]
einfache, wohlwollende und tiefverstandene Interesse, was Du an ihren Arbeiten nimmst, muß notwendig so auf sie einwirken. Wo Du erscheinen magst, sammelt und schließt sich um Dich und an Dich an, was irgend Gefühl und Sinn für das Hohe und Tiefe im Gemüt hat. Dein jetziges Leben in Rom ist im Grunde noch viel schöner als das frühere, wo ich auch nicht mehr bei Dir war. Damals drückte einen doch viel, Du hattest auch manchmal Verdruß im Hause selbst und sahest auch wohl mehr uninteressante Ge- sellschaft, von der, ich denke, Du Dich jetzt frei zu halten wissen wirst. Dein jetziger Aufenthalt in Italien wird in Dir, in den Kindern, in allem, was Dich umgibt, einen reichen und wohltätigen Segen hinterlassen. Du wunderst Dich über einen gewissen Geschmack hier. Wohl ist es zu verwundern. Es ist, als wären die sehr schönen Kunst- werke, die man hier hat, stumm. Aber auch für mich selbst wird mir manchmal bange. Man ist in dem Nebel und der Inselartigkeit, die doch nun wieder in sich so unendlich viel Bewegung und wirkliche Größe an Talent, Charakter, praktischer Weisheit hat, wie verzaubert, man vertieft und verirrt sich in dem, was man einmal ergreift, und wen nicht Sehnsucht nach der Ferne bewegt, dem wird es zu nichts. Daraus muß dann manche Verdrehung hier entstehen. Von der Schönheit der Torsen *) muß August allerdings ergriffen sein. Sie gehören zum Besten, was aus dem Altertum übriggeblieben ist. Ich billige sehr, teures Herz, daß Du Thor- waldsens »Hoffnung« in Marmor besprochen hast. Ich bin immer für Ausgaben dieser Art und wünsche sehr, daß Du noch ebenso- viel auf ähnliche Dinge verwenden mögest. Wir haben zwar jetzt viele Dinge auf einmal, die uns Geld kosten, allein man muß doch die Gelegenheit nicht versäumen. Mit dem Gelde findet es sich nachher, und selbst wenn man um einige tausend Taler weniger ——— *) Jetzt in Tegel. 153