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[ Band 6 Brief 59: Caroline an Humboldt Rom, 12. März 1818 ]
59. Caroline an Humboldt Rom, 12. März 1818 Meine süße, liebe Seele! Ich bin wieder auf, obgleich noch etwas matt vom Bett und erlittenen Schmerzen . . . Unser guter lieber Weigel hat uns verlassen. Er hat mir das inliegende Briefchen erst gegeben, nachdem mein letztes fort war. Bei der Meinung der Bäder von Nocera bleibt er, und Du siehst also, daß ich schwerlich vor dem 1. Julius meine eigentliche Rückreise aus Italien antreten werde. Wenn nur diese stürmischen Tage vorüber sind, so hoffe ich, daß Bewegung und Luft mir meine Kräfte bald wiedergeben werden. Aber das Equinoctium ist wirklich schrecklich diesmal, solche Stürme, daß es einem ordentlich graulich wird, man will auch kleine Erdstöße bemerkt haben. Der Sturm hat uns einen großen Schaden getan. Eine der zwei Zypressen, die an des armen kleinen Gustav Grabe so groß geworden waren, ist entwurzelt. Ich habe mich der Tränen nicht enthalten können. Auch ein Sturm bricht die Bäume, die ihre stillen Gräber bezeichnen! Wilhelms Pinie steht fest bis jetzt gegründet, sein schönes Leben sank doch so schnell dahin! Wenn nicht Caroline wäre, für mich allein versichere ich Dir, ginge ich nicht allein, weil Du dort bist, nach England, ich ginge sogar gern hin. Ich habe so viel gesehen, daß es mir für mein Inneres recht wichtig wäre, England zu sehen, nicht daß ich meine, daß daraus etwas Besonderes entstehen würde, aber mir in meinem Inneren wäre es interessant, diese Form der Menschheit in mir aufzunehmen. Daher, wenn Du mich zögernd darüber sprechen hörst oder vielmehr schreiben siehst, so glaube nur gewiß, es ist rein Carolinens wegen. Sollte es indes mit Caroline besser werden und Du nicht zum Kongreß der Souveräne gerufen werden, so 147