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[ Band 6 Brief 52: Humboldt an Caroline London, 20. Februar 1818 ]
zum Abendessen gemacht, nun weiß man nichts mit dem langen Vormittag anzufangen und hat Spazierengehen und Visiten ein- geführt, und wer ihn recht gut zu benutzen wüßte, muß da mit- machen. Trotz des Mittagessens will man doch auf Abendge- sellschaften, und so braucht man, weil es keinen Abend gibt, die Nacht, eine fatale höchst widrige Verwirrung aller Zeiten und Stunden, in die Du Dich nie finden wirst. Ich habe nie so ein Gedränge von Nichtstun gehabt. Dann nimmt mir die Herzogin von Cumberland und die Berg, der ich doch sehr gut bin, entsetzliche Zeit, weil sie so weit wohnt. Es ist eine himmlische Phrase in einem Deiner Briefe: Wenn ich nach London kommen sollte, wie ich doch noch hoffe, und wir das Jahr 1819 dort aushalten. Du armes, liebes Kind! Nein, ich glaube nicht, daß Du kommen wirst. Sollte es aber doch sein, so ist mir nicht bange. Ich will es Dir schon heiter und hübsch machen, und Du sollst in nichts geniert sein. Man kann sich unendlich viele ganz harmlose Pläsiers im Leben machen, und es geht doch nichts über das Leben, wenn man nur immer fühlt, aber das muß man, oder es ist ein Schrecken und eine Qual, daß ihm der Tod ganz dicht zur Seite steht, und erst beide das Dasein zu einem Ganzen machen. Wie man hier das Silber putzt, hast Du keinen Begriff. Du würdest unseres nicht wieder kennen. Jeder alte Löffel ist wie ein Spiegel. Allein ich fürchte, es nimmt viel Silber, und daß man darum hier so schwer arbeitet. Es ist in allem ein wunderbares, aber doch sehr konsequentes Land. Wenn Caroline nicht wäre, ließe ich mich durch nichts abbringen, daß Du herkämest und wir zusammen nach Nordschottland reisten, womöglich auch auf die Inseln. Du hast gerade den rechten Sinn, alle Formen der Menschheit zu fassen und in Dir wieder miteinander zu ge- stalten. 129