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[ Band 6 Brief 49: Humboldt an Caroline London, 10. Februar 1818 ]
Du kannst mir kaum mehr Freude machen, als wenn Du mir von Deinen Spaziergängen schreibst. Die Schilderung des grünen Testaccio und der Loggia des Priorats hat mich unendlich in die Gegend versetzt. Du beschreibst immer alles so unglaublich wahr und mit so wenig Worten immer im Anklang des rechten Gefühls für jedes. Es freut mich sehr, daß der Platz an unsern Gräbern wieder erneut wird. Wenn die lieben Kleinen irgendeine Empfin- dung davon haben, muß es sie sehr rühren, daß Du mit solcher Muttertreue aus der Ferne zu ihnen kommst und sie aufsuchst und für die Grabhügel sorgst. Anch wenn wir einmal tot sein werden, wird sich doch noch lange ein Band zwischen der Familie und Rom erhalten. Alle unsere Kinder, selbst Theodor, hängen daran, und leicht pflanzt es sich noch eine Generation fort. Dann stirbt es so nach und nach hin, und Fremde lesen nur noch die Namen an den kleinen Säulen. — Ich habe mich gewundert, aus dem Brief der H[ähnel] an Dich zu hören, daß man den ganzen Winter abwesend bleiben will. Den, bei dem wir auf dem Lande waren [Stein], sieht er [Hardenberg] wohl nicht anders als nur zufällig. Es sind Naturen, die nicht übereinstimmen können, und der eine ist nicht immer in Laune, das zu ertragen, geschweige denn zu suchen, was ihm nicht genehm ist. Ich glaube wohl, daß er klagt, daß ich hier bin. Die Berg hier erzählte mir neulich, daß er 1808 immer darauf gescholten hätte, daß man mich in Rom lassen könnte. So kommt alles im Leben wieder. Lebe wohl, süße, inniggeliebte Seele. Ewig Dein H. 123