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[ Band 6 Brief 49: Humboldt an Caroline London, 10. Februar 1818 ]
Münster, die ich um Rat fragte, führte mich auch ins Verderben. Endlich habe ich aber die wahren Notizen von der Bourke, der Frau des dänischen Gesandten, erhalten. Nun geht es besser, wie du siehst. Wunderbare Einrichtungen gibt es hier. Die Fenster sind so gemacht, daß immer ein Glaser kommen muß, sie rein zu machen, man muß die Rahmen herausnehmen. Darum sind bei aller sonstigen Reinlichkeit die Fenster in den englischen Häusern meisten- teils schmutzig. Nimm nicht übel, teures, liebes Kind, daß ich Dir so weit- läuftig über das Geld geschrieben habe. Ich war aber von allem Öl und Talg begeistert, da kann man sich nicht gleich anhalten. Ach, wenn wir nur noch die hübsche Talg *) . . . von Erfurt hätten! Damals kannten wir kein Wachslicht, lebten gar nicht vornehm und waren viel glücklicher. Gott weiß, daß ich es nicht idyllenartig, sondern aus voller und inniger Wahrheit sage. Das Bild von Schadow laß ja machen. Wie kannst Du aber um Erlaubnis fragen, liebe Seele, das ist gar zu sehr, als wenn Schleiermacher uns getraut hätte. Apropos! Weißt Du, daß ich unsere wahre Traurede hier habe, unter den von Dir in Berlin versiegelten Papieren, die zufällig in derselben Kiste mit den Bildern gelegen haben? Wenn Du also, süßes Kind, wieder so um Erlaubnis fragst, so schicke ich Dir ein Stück in Abschrift, das fürchterliches Postgeld kosten wird. Es steht gar nichts von Herr- schaft und Gehorsam darin, bloß von Schweißabwischen. Wirklich war es eine große Hitze den Tag. Es ist recht schade, daß wir nie wieder in das alte Erfurter Haus kommen werden. Welche Leute auch darin wohnen mögen, so werden die Wände, und der Reuter hinter dem blutigen Hirsch **) nie wieder so hübsche Dinge sehen und hören, als damals von uns. ——— *) Unleserliches Wort. **) Bild im Erfurter Haus. 122