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[ Band 6 Brief 47: Humboldt an Caroline London, 2. Februar 1818 ]
wenn es auch ein wenig kalt und windig war, so ist doch das Wetter noch immer nicht anders als in Deutschland etwa im Ende Oktobers, das Gras im schönsten Grün. Brighton ist ein kahles, ganz baumloses und wenig erhöhtes Meerufer. Aber man hat eine ganz freie Aussicht über eine unendliche Strecke Meer. Es ist ein Bad. Man badet jetzt in Wannen in geheiztem Meer- wasser. Im Sommer werden die Frauen in Wagen an Seilen ins Meer gezogen und in diesen ganz verdeckten Behältnissen auf eine wunderbare Weise von zwei Frauen rücklings ins Meer gestürzt. Die kleine Tochter der Herzogin von Cumberland *) beschreibt das sehr drollig und versichert, daß es sehr hübsch sei. Es mag eine schreckliche Operation sein. Der Nachmittag und Abend vergingen wie am ersten Tage. Die Königin hier ist seit einiger Zeit sehr leidend, und man redet von Brustwassersucht. Es wäre wunderbar, wenn sie ihrer Enkelin bald folgte. Bei meinem Zurückkommen aß ich mit Esterhazy bei Palmella, aber war vorher zu Hause, wo ich allerlei Briefe vorfand, auch zwei von Dir. Auch heute habe ich Briefe von Berlin gehabt, allein keine Silbe von August und Adelheid. Von Boisdeslandes **) habe ich auch gar keine Zeile. Ich vermute also, daß all diese Briefe in Coblenz beim Kanzler ruhen, auch wohl irgendeine Untersuchung erfahren. Daß sie die Briefe sehr ungeschickt auf- machen, weiß ich, gewiß haben sie auch mein Petschaft auf alle Weise nachgestochen. Man tut mir schon immer die Ehre an, mich für einen merkwürdigen Mann zu halten. Der König ***) hat der Herzogin von Cumberland einen ganz ——— *) Auguste, Prinzessin Solms, geb. 1804, † 1865, verm. 1827 mit Prinz Albert von Schwarzburg-Rudolstadt. **) Legationssekretär. ***) Friedrich Wilhelm III. 116