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[   Band 6 Brief 31:    Humboldt an Caroline    London, 21. Dezember 1817   ]


an den Bundesrat gelesen, um in allen Ländern Stände zu for-
dern? Es sind ordentliche Komitees, die die Unterschriften sammeln.
Jeder Unterzeichnete weiß aber nur den, der ihn aufgefordert hat.
Man versichert, daß schon Tausende von Unterschriften da sind.
Wenn man nicht mit vieler Festigkeit, Konsequenz und wahrer
Liberalität regiert, so kann es wunderbar hergehen.
Stein soll schwarz in die Zukunft sehen, dabei ist er sehr
leidend. Auf dem rechten Auge sieht er so gut als gar nicht, und
den rechten Arm trägt er wegen Gichtschmerzen in der Binde.
Er soll sehr still geworden sein. So geht ein Tüchtiger nach dem
anderen dahin, und man kann sich nicht freuen, zu den letzten zu
gehören. Es kann sehr sein, daß mir für den letzten Teil des
Lebens das Unruhigste vorbehalten ist, wenn ich nicht Mittel finde,
mich herauszuwickeln und mir selber zu leben, was aber immer
schwer ist, wenn einen ein gewisser Ruf der Brauchbarkeit ver-
folgt. Diese Gedanken beschäftigen mich hier sehr angelegentlich,
und die hiesige Ruhe, ich meine die vor kompromittierenden Ge-
schäften und in meinem Inneren, läßt sich sehr gut benutzen, sich
auf jedes künftige Schicksal vorzubereiten.
Die Oberrechenkammer ist, man weiß nicht recht warum,
plötzlich nach Potsdam versetzt worden, was über 100000 Taler
kosten soll.


32. Caroline an Humboldt                   Rom, 23. Dezember 1817

Ich  war so sehr traurig und angegriffen vorigen Sonnabend,
daß ich unvermögend war, Dir, mein teures Herz, zu
schreiben. Die Nachrichten von Ingenheim *) waren so, daß
man seinen Tod in der folgenden Nacht erwarten, ja beinah wünschen

———
*) Vgl. S. 57.

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