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[   Band 6 Brief 25:    Humboldt an Caroline    London, 3. Dezember 1817   ]


Dir versichern, daß, wenn ich zufällig etwas mit ihm las, er sehr
oft bekannte Worte und Wendungen nicht verstand. Er ist sicher
eine der merkwürdigsten Naturen, die es jemals gegeben hat. Mit
Bülow ist er sehr freundlich und zärtlich gewesen. Er schrieb ihm
immer »Freund und Vetter«. Er hat auch Bülow sehr gegen
mich gelobt. Doch hatte ich mich auch nicht in seiner Beurteilung
der äußeren Verhältnisse der Heirat geirrt. Denn am letzten Tage
hat er mir darüber sein Herz eröffnet und mich ordentlich gefragt,
wie es denn komme, daß bei unserer äußeren Lage unsere Kinder,
auch Theodor, keine reichen Partien machten? Ich habe ganz ein-
fach den Text »hohe Weisheit tritt zurück, weiche vor der Liebe!«
geantwortet. Die tieferen, aber gewiß sehr wahren Gründe sind,
daß wir nicht den Kindern immer vorgeredet haben, man müsse so
heiraten, daß sie von Dir und mir gelernt haben, das Einfache
und Innerlich-Beglückende vorzuziehen und auf Stand und Reichtum
kaum zu achten.
Eine Gesellschaft Damen will Wellington ein Monument
errichten lassen und hat, wunderbarerweise, den Koloß *) dazu
erwählt. Der Guß soll nur 3000 Pfund kosten, allein es ist nun
auch kein Geld für das Pferd da, so daß er wohl nur die Luft
bändigen wird. Immer ist es hübsch, so etwas anzufangen.
Wenn man sie nur bei uns an den Anfang der Linden stellte!
Wenn man das Erz aus alten Kanonen gäbe, wäre es eine Sache
von 60000 Talern höchstens und besser als alle die neuen Statuen
der Generäle, so sehr ich die Männer ehre. Es kann aus Skulp-
turmonumenten auf moderne Kriege bei uns nicht viel werden,
alles, Sitte, Kostüm ist dagegen. Architektonische wären viel besser,
da man in diesen mit den Büsten auskommt. Wenigstens sollte man
aber Statuen immer aus Erz gießen. Dem Marmor zuzumuten,
daß er in Schnee und Regen nicht schwarz werden soll, ist stark.

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*) Antiker Rossebändiger auf dem Platz des Quirinals in Rom.

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