< zurück Inhalt vor >
[ Band 6 Brief 25: Humboldt an Caroline London, 3. Dezember 1817 ]
25. Humboldt an Caroline London, 3. Dezember 1817 Alexander ist gestern früh abgereist. Er schien sich diesmal mehr zu gefallen, aber Arago, der ein artiger, guter und hübscher Mensch ist, auch mehr eine spanische als fran- zösische Physiognomie hat, war so outriert von London, daß, als er einmal über seine Gesundheit klagte, und ich sagte: »Vous ne vous portez donc pas bien?« er mir ganz mürrisch antwortete: »Mais, y-a-t-il quelqu’un a Londres qui s’y porte bien?« Leugnen kann man nicht, daß die Engländer selbst London abscheulich finden und im Grunde im ewigen Laufen hin und her sind. Wenn es ihnen hier zu arg wird, rennen sie ans Meer, und Münster beschreibt sehr possierlich, wie sie da auf den Dünen oder sonst auf der Heide herumreiten, sich von einem furchtbaren Ostwind durchwehen lassen und immer über die fine open air frohlocken. Obgleich anfangs Alexanders Ankunft mir hier etwas zu früh kam, so hatte es sich gegen das Ende so gemacht, daß wir sehr angenehm miteinander waren und uns nicht störten. Die meiste Zeit waren wir gemeinschaftlich ausgebeten. Vierzehn Tage hinter- einander habe ich nicht zu Hause gegessen, und er bei mir nicht über fünf- bis sechsmal. Er hat versprochen, gegen das Früh- jahr wiederzukommen, und sein Weggehen hat mir leid getan. Außer der persönlichen Zuneigung bringt er auch immer Bewegung ins Leben. Aber wahr bleibt dabei immer, daß einem leid tut, wie er aufgehört hat, deutsch zu sein und bis in alle Kleinigkeiten pariserisch geworden ist. Auch die Berg hat das gefunden, und was am schlimmsten ist, auch bei Lesung seines Buches. Hierin ist nun jetzt nichts mehr zu ändern. Überhaupt ist es wunderbar, wie alles in ihm auf dies Talent der Äußerung in einer gewissen gegebenen Art geht. So spricht er merkwürdig gut Englisch, und alle, mit denen er hier gesprochen, bemerkten es, dennoch kann ich 64