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[ Band 6 Brief 18: Caroline an Humboldt Rom, 15. November 1817 ]
dunkler Zypressen, auf der sich die Palme einzig schon abhebt. Den Abend besahen wir noch einmal Villa Albani, die es in dem Groß- artigen der Anlage mit einer jeden aufnehmen kann und mir in Betreff der Aussicht von der Loggia dadurch merkwürdig ist, daß man nur die Gegend, die Berge, die Campagna mit ihren einsam verstreuten Monumenten, die großen Kirchen, wie St. Peter, St. Paul, San Lorenzo, wahrnimmt und hie und da etwas, was eine Stadt andeutet. Allein die eigentliche Hauptmasse der Stadt ist verdeckt, und man errät es bloß, daß eine da ist. Wie groß, wie mannigfaltig ist Rom! Je mehr man es sieht, je mehr wächst es vor dem inneren und äußeren Sinn. Oh, daß Du da wärst! Ich begreife es jetzt noch weit mehr wie damals, wie sie ganz, diese ewige und einzige Stadt, zu Deinem Wesen paßte, wie Du alles verstandest und in Dir aufgenommen hattest. Von Motz *), von der Dotation, von Dunker **) und Bothe ***) höre ich auch nicht ein Wort. Sie müssen wohl Rom für ein Fabelland ansehen. Aber Hermännchen schreibt regelmäßiger als ehemals. Er ist so entzückt über den Ziegenbock, daß nichts darüber geht. »Herr von Türk †) hat mir einen Ziegenbock gekauft, den kann ich Dir gar nicht genug beschreiben. Er hat zwei gewaltige Hörner, größer als ein Ochs, und hat einen langen zottigen Bart, und er selbst ist ganz zottig.« Du siehst, wie glücklich er ist. Die Herz genießt ihren hiesigen Aufenthalt sehr vernünftig, langsam, ohne Wagen als zu den großen Touren, sieht aber sehr ordentlich alles. ——— *) Friedrich Christian Adolf v. Motz, geb. 1775, † 1830, der spätere bedeutende Finanzminister. **) Sekretär des verstorbenen Präsidenten v. Dacheröden. ***) Amtmann in Burgörner. †) Regierungsrat, in dessen Erziehungsanstalt sich der jüngste Sohn Humboldts befand. 51