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[ Band 6 Brief 12: Caroline an Humboldt Rom, 4. November 1817 ]
Thorwaldsen, Ruscheweih *), der Kupferstecher aus Mecklenburg- Strelitz, und Herr von Eckardtstein aus Berlin hatten mit uns Partie gemacht. Alle versicherten, daß, so oft sie den Monte Cavo bestiegen, sie noch nie eine solche Klarheit in den Fernen gesehen hätten. Wir blieben über zwei Stunden oben. Beim Heruntergehen stieg ich mit Caroline bei den Kapuzinern aus und ging mit ihr und Thorwaldsen die Galleria di sopra und di sotto zu Fuß, dann in Villa Doria, wo wir die Sonne untergehen sahen. Die andern waren zum Emissär gegangen, aber vergebens. Adelheid und August sahen ihn erst den 3. früh. Nachdem sie zurück waren, fuhren wir nach Genzano und ritten dann nach Nemi zu Esel, sahen den schönen tiefen See, den Garten Braschi, den Palast Cesarini in Genzano, wegen der köstlichen Aussicht und der Gebirge von Cora, die über die Vorhügel herüberkommen, die lange Kette der Apenninen bis Terracina hin und Circello, das den Blick schließt. Wie so einzig schön ist das alles, wie rein, wie klar, wie ganz verklärt die Erde von dem seligen Himmel, der sie umfängt! Wir fanden in Genzano unsere Caretella und fuhren nach Rom zurück. Die Sonne war im Sinken, als wir zwischen Torre di mezza via und Rom die lange Reihe der wasserleitenden Bogen in einem Abendgolde erblickten, dahinter die Berge gleichsam durchsichtig in violettblauen Lichtern, wie ich es schöner nie gesehen habe. Wir kamen an, und Dein lieber Brief empfing mich. . . . Dein Brief, Bülow seiner, alles roch so englisch, riecht denn die ganze dunkle, ich meine sonnendunkle Insel so? Es ist göttlich, wie sie alles gleich drucken, Dein Nichtkranksein, Deine Menschenfreundlichkeit. Diese Publizität gefällt mir eigentlich nicht. Daß die gelbe Bombe (Wagen ist wirklich ——— *) Ferdinand Ruscheweih, geb. 1785, † 1845. 37