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[   Band 6 Brief 12:    Caroline an Humboldt     Rom, 4. November 1817   ]


12. Caroline an Humboldt   Rom, 4. November 1817

Gestern Abend beim Zurückkommen aus Albano habe ich
das unaussprechliche Glück gehabt, Deine Nr. 50 aus
London vom 6. Oktober zu empfangen, mein teuerstes,
geliebtestes Herz. Die Beschreibung Deiner Überfahrt hat mich
sehr interessiert. Bei Dir ist’s nun bewährt, daß Du um die Welt
segeln könntest, ohne krank zu werden, allein bei mir ist das noch
nicht eine so ausgemachte Sache, und der Kapitän, der Dich auf
dem Schiff gehabt hat, möchte sich vielleicht sehr wundern, wenn
ich den Ruf der Familie so verdunkelte. Ich war zwar nicht krank
von Neapel nach Ischia und zurück, allein was ist eine beinah
ganz ruhige Überfahrt gegen einen Sturm.
Sonderbar ist es, und ich schwöre Dir ganz wahr, daß ich in
jenen Tagen wegen der Überfahrt viel Sorgen gehabt habe und
besonders eine Nacht gar nicht deshalb geschlafen habe. Ich habe
das Datum nicht aufgeschrieben und weiß darum nicht bestimmt
und genau mehr, welches es war. Allein warum sollten Gedanken
inniger Liebe und Sehnsucht nicht in die Ferne wirken können?
Wer hat die Kräfte ermessen, die der Mensch in sich trägt? Dem
sei, wie ihm wolle, Du bist glücklich angekommen, und deshalb kann
ich wenigstens beruhigt sein.
Die Herz war eben bei mir und hat mich um die köstlichste,
heut knapp zugemessene Zeit gebracht, sie grüßt Dich tausendmal
und hat wenigstens das Verdienst, ganz ergriffen von Roms unaus-
sprechlicher Schönheit zu sein.
In Albano war ich also zwei Tage, und wir hatten das
allerhimmlischste Wetter. Den 1. November fuhren wir nach Tisch
hin, und es ward eben dämmrig, als wir ankamen. Den 2. ritten
wir über Pallazzuola und Rocca di Papa nach Monte Cavo.
All die alten Namen, Du mußt sie alle wieder hören!

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