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[   Band 6 Brief 11:    Humboldt an Caroline    London, Portland Place 17,   ]


ernstlich auf Ottmachau gedacht, da er vorzüglich Wald suchte. Er
bittet mich, Dich sehr zu grüßen, und setzt hinzu, es sei zwar sonderbar,
einen Gruß nach Italien über England gehen zu lassen, aber wie
solle er Dich sonst finden? Ich werde ihm Deine Adresse mitteilen;
schreibe ihm aber doch. Er ist in Erdmannsdorf bei Hirschberg in
Schlesien. Sein Brief ist, wie gesagt, sehr gut und freundschaftlich,
aber in dem gewundenen und gezwungenen Stil, den Du ihm
kennst.
Vorgestern war ich auf dem Lande bei einer Familie Spencer.
Es ist ein Landsitz, bloß Häuschen und Garten, ohne Acker, zehn
englische Meilen weit. Diese Familie ist eine angenehme Bekannt-
schaft, die es auch Dir sein würde . . . Der Mann ist der jüngere
Sohn von Lord Spencer, also nicht sehr reich, der Enkel des be-
rühmten Marlborough. Er ist lange in Deutschland, Frankreich
und Italien gewesen und spricht sehr gut Deutsch. Die Frau, nicht
mehr jung, sie hat sechs ganz erwachsene Kinder, ungeheuer lange
Söhne, ist in Heidelberg erzogen, weiß nicht einmal recht, ob sie
nicht auch da geboren ist. Die Tochter ist nicht häßlich. Die ele-
ganteren Personen, die hier langweilig sind wie überall, besuchen
das Haus wenig, weil man eben nicht sehr gut da ißt und trinkt,
was bei einem jüngeren Sohn natürlich ist. Ich bin aber sehr
gern da. Man findet immer Leute dort, die sich mit Kunst oder
Literatur beschäftigen, einen, der den Oberon übersetzt hat, und
Spencer selbst ist ein Mann von vielen Kenntnissen, der vorzüglich
gut Griechisch weiß. Schiller ist in dem Haus verehrt, und der Über-
setzer des Oberon sagte neulich, die Glocke sei vielleicht das größte
Gedicht, das er kenne. Sie stellen Schiller ganz neben Shakespeare
und fühlen, daß er keine Nachahmung ist.
Auch einen Engländer, einen Fabrikanten aus Manchester, der

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in sehr unvornehmer Weise hervortretende Abneigung gegen Humboldt aus
dem Ärger und Neid über Humboldts Wahl — Ottmachau — entstanden sei.
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